Surabaya Gold. Haschischgeschichten

Surabaya GoldBernd Cailloux, Jahrgang 1945, zählt zu den Autoren, die um 1967 von der Hippie-Bewegung angetörnt wurden. Wie viele junge Leute ging auch er in jenen kulturell und politisch bewegten Tagen auf die große Sinnsuche und entdeckte – neben Musiklokalen wie Düsseldorfs »Creamcheese«, dem Hamburger »Star Club« und dem »Closed Eye« in Berlin – die verbotene Droge Cannabis.

Unaufgeregt spinnt Cailloux sechs feine Geschichten, die das Thema Haschisch eher zu streifen scheinen. Vordergründig geht es um Freundschaften, Beziehungen und Alltagsbegegnungen. Da gibt es den Seefahrtsoffizier, der seiner Gattin zuliebe zum Schmuggler wird. Wir treffen einen Kleindealer, der auf einen Schlag reich werden will, jedoch an die Falschen gerät. Und eine Verflossene macht ihre Privatpilotenlizenz und erwirbt einen Flugplatz in Oregon, wobei sie plötzlich ihren hanfgrünen Daumen entdeckt.

Elegant verpackt der Autor seine Geschichten in autobiographisch aufscheinende Erlebnisse. So begegnet er nach einem leichten Schlaganfall in der Reha einem anderen älteren Herrn. Ihm erzählt er eine seiner Geschichten, bis er lapidar aus dem Munde seines Gesprächspartners, eines Beamten, erfährt, dass dieser täglich kifft. Gemeinsam nehmen die beiden auf einer versteckten Bank hinter dem nächsten schützenden Buschwerk Platz, um einen traumhaft schönen Blick in den Sonnenuntergang zu genießen …

Wie weiche Wellen wogen die Erzählungen um die titelgebende Story »Surabaya Gold«. Bei dem »Gold« handelt es sich um zehn, zwölf Kilo feinsten Stoffes, den Bernds Freund Charly aus der indonesischen Hafenstadt mitgebracht hatte. Jener Seefahrer war dem größten Feind damaliger Freigeister, der Bundeswehr, entkommen, indem er zur See ging und eines Tages mit den besagten Souvenirs nach Hamburg zurückkehrte, wo er sich von seinem Kumpel abholen ließ. Wie die beiden nun durch den Zoll am Hafen rutschen, offenbart Klasse und entspricht vollkommen der unbekümmerten Naivität, mit der junge Leute damals mit den Gefahren des Alltagslebens umging.

Cailloux setzt mit seinen Geschichten dem Stoff, aus dem Träume entstehen, ein kleines Denkmal. Er macht dies vordergründig, um zu unterhalten. Gleichzeitig äussert er sich mit der Veröffentlichung auf seine Art gegen Reglementierungs- und Kriminalisierungsversuche, die dem freiheitlichen Geist der Droge widersprechen.

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Genre: Kurzgeschichten und Erzählungen
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

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