Schaurige Orte in der Schweiz

Auf die Herausgabe dieses Bandes seiner wachsenden Sammlung von unheimlichen Orten und gruseligen Städten muss Herausgeber Lutz Kreutzer regelrecht gewartet haben. Denn »Schaurige Orte in der Schweiz« gab ihm, der nunmehr alleiniger Herausgeber ist, die Möglichkeit, wieder eine eigene Erzählung einzubinden, und die bildet diesmal ein Highlight der gruseligen Geschichten, die er zusammentrug.

Kreutzer erzählt die Legende vom »Oger von Grindelwald«, in der er die Besteigung der Eiger-Nordwand schildert. Der menschenfressende Unhold treibt seit altersher an der „Mordwand“ sein Unwesen treiben und verbreitet unter den Menschen im Tal und am Berg Angst und Schrecken.

Der Autor berichtet aus der Perspektive eines Bergsteigers, der ganz allein den Eiger bezwungen haben will und seitdem all jene genau beobachtet, die sich an der 1800 m steil abfallenden Wand versuchen. So verfolgt sein Protagonist auch zwei Teams, eins aus Österreich und eins aus Deutschland, die am 22. Juli 1938 aufbrechen, um den Gipfel zu bezwingen.

Lutz Kreutzer ist selbst ein erfahrener Alpinist. Dies spürt der Leser in jeder Zeile, mit der die dramatische Handlung vorantreibt. Mit profunden Orts- und Materialkenntnissen baut der Autor seinen Protagonisten raffiniert in das tatsächliche historische Geschehen ein und kitzelt damit die Nerven des Lesers auf eigene Weise. Allein für diese Geschichte lohnt es, den Band zu lesen.

Nun hat die Schweiz mehr Unheimliches als die Nordwand zu bieten, auch die anderen elf Autoren stellen reale Orte in der Schweiz vor, die an Legenden und Ereignisse vom Mittelalter bis in die Gegenwart anlehnen.

Barbara Saladin erzählt die Geschichte der Burg Scheidegg, von der Ritter Leonhard zu Beginn des 14. Jahrhunderts seine Schreckensherrschaft ausübte. Etwa einhundert Jahre nach ihrer Erbauung anno 1220 fiel die Burg einer Brandkatastrophe zum Opfer. Seitdem halten sich hartnäckig Gerüchte über ihre Beherrscher, die das Land ausplünderten und ihre Nachbarn brandschatzten.

Christof Gasser beschreibt einen Kraftort zwischen der Stadt Solothurn und dem Dorf Rüttenen. Dort soll ein verborgener Schatz liegen, den ein Freund und Vertrauter von Richard Löwenherz im Jahre 1192 versenkte. Eine Nachfahrin gelangt in den Besitz eines magischen Ringes, der das Portal und damit den Zugang zu den Reichtümern öffnet.

Ob frei erfunden, ob historisch nachempfunden oder pure Fantasie – die unheimlichen Geschichten, die in dem Band „Schaurige Orte in der Schweiz“ versammelt sind, beleuchten die Alpenrepublik aus einer neuen, ungewohnten Sichtweise. Sie bilden einen lesenswerten Reiseführer der besonderen Art und schaffen großes Lesevergnügen.

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Genre: Kurzgeschichten und Erzählungen
Illustrated by Gmeiner

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