Doctor Sleep

Ich falle mit der Tür ins Haus und nehme schon mal das Wichtigste vorweg: Es war ein rundum gelungener Abend mit dem erfolgreichsten Schriftsteller der Welt, der auch ein richtig netter Kerl ist; überhaupt nicht abgehoben, sondern entspannt humorvoll und einfach muy simpatico. Bei seinem allerersten Besuch in Deutschland traf er im (selbstverständlich ausverkauften) Circus Krone-Bau in München auf 2.500 Gäste, die ihm nach eigenen Bekunden eine „Scheißangst einjagten“ (Autoren bevorzugen das Schreiben statt Auftritte in der Öffentlichkeit), die er sich jedoch nie anmerken ließ. Durch den Abend führte als Moderator Denis Scheck, der interviewte und auch übersetzte und seine Sache sehr gut machte.

Es begann mit einem Gespräch über die (ebenfalls schreibende) Königs-Familie und erste Eindrücke in Deutschland; natürlich verteilte der Meister die obligatorischen Komplimente. Für alle Videos entschuldige ich mich für die grenzwertige Bildqualität, die den Lichtverhältnissen und der Entfernung geschuldet ist; dafür ist wenigstens der Ton verständlich und der ist ja wichtiger:

Danach trug King ein Kapitel aus dem neuen Roman Doctor Sleep vor (die Präsentation desselben ist der eigentliche Anlass seiner Europareise), und weiter ging es mit dem Interview, diesmal war die Entstehung von Shining das Thema:

Nun wurden auch heiklere Dinge angesprochen, nämlich die Kubrick-Verfilmung und der Alkoholismus, sowohl der Familie Torrance aus den Romanen als auch des Autors selbst. Steve zollte zunächst dem Regisseur Respekt, bezeichnete Kubrick als Genie, lediglich die Umsetzung seines Buchs mag er nicht besonders:

Für einen weiteren Höhepunkt sorgte nun David Nathan (der deutsche Hörbuchsprecher) mit einem weiteren Kapitel aus dem neuen Roman, sein Vortrag war sogar besser als der des Meisters, aber er ist ja auch Vorleseprofi.

Im letzten Teil des Abends beantwortete King dann Fragen aus sozialen Netzwerken und gab auch dem Publikum Gelegenheit, Fragen zu stellen. Erneut bewies er seine Vorliebe für diverse F-Wörter, sichtlich angetan von der entspannten Atmosphäre, die er in den prüderen USA wohl so nicht vorfindet. Bemerkenswert, als er (gefragt nach autobiographischen Bezügen) meinte, dass jeder Autor lüge, wenn er den Mund aufmacht…

Noch eine klasse Nachricht für alle Fans: Roland und der Dark Tower lassen King nicht los, er denkt intensiv über neue Geschichten nach:

Dann war ein wunderbarer Abend (auch wenn es kein meet and greet mit dem Rezensenten gab) leider viel zu schnell zu Ende und Steve genoss die verdienten stehenden Ovationen der Fans aus aller Welt (auf dem Heimweg hörte man die verschiedensten Sprachen). Es war nicht nur für mich einfach ein tolles Erlebnis, diesen großartigen Autor und feinen Menschen einmal live und in Farbe erlebt zu haben!


Genre: Horror
Illustrated by Heyne München

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