Mutige Seelen: Planen wir unsere Lebensaufgabe bereits vor der Geburt?

Schwartz | Mutige Seelen | 2015 | Heyne Taschenbuch | Ratgeber | Heyne-Bücher Allgemeine ReiheVorgeburtliche Lebensplanung

Unfälle, Tod, schwere Krankheiten, Behinderungen, Drogen, Alkohol – es gibt viele Menschen, die von diesen Dingen mittelbar oder unmittelbar betroffen sind. Autor Robert Schwartz untersucht, ob diese Leiden reiner Zufall, sinnlos oder gar gottgebene Strafen sind. Anhand von mehreren beispielhaften Fällen zeigt er auf, dass diese Leiden seiner Ansicht nach Sinn haben. Eine dieser Menschen ist die schwarzhäutige Penelope, die taub zur Welt kam und darunter litt. Aber sie hat sich als junge Frau zum Ziel gesetzt, anderen Gehörlosen zu helfen, indem sie Gebärdensprache unterrichtet. John ist schwul und an AIDS erkrankt. Er wuchs in einer Gegend auf, die nicht nur diese Krankheit ächtet, sondern auch ethnische Minderheiten und Homosexuelle. Er leidet unter der Verachtung und Geringschätzung. Sharon ist Mutter eines drogenabhängigen Sohnes. Als ihr Sohn nach einer Überdosis im Sterben lag, schwor sie sich, anderen zu helfen, wenn er überlebt. Valerie verlor schon früh Sohn und Geliebten. Sie ertränkte ihren Kummer in der ersten Zeit in Alkohol und fragte sich, warum alles so schwer sein muss. Christina erlitt schwere Verletzungen durch eine Briefbombe. Aber anstatt aufzugeben, schlug sie einen neuen Lebensweg ein: Sie wurde Logopädin und half damit vielen Menschen.

Robert Schwartz hat in Gegenwart von Christina und den anderen “Gebeutelten” Medien zum schweren Schicksal dieser Menschen befragt und herausgefunden, dass fast alle ihren Lebensweg als Seele vor ihrer Geburt geplant hatten, um in ihrem Leben eine Entwicklung zu einem besseren Menschen zu durchlaufen und um Karma abzutragen. Er ist nach den Sitzungen mit den Medien und durch ein paar seiner Gesprächspartner*innen, die hellwahrnehmend sind, zu der Auffassung gelangt, dass Seelen inkarnieren, um Erfahrungen zu sammeln und sich durch diese Erfahrungen weiterzuentwickeln. Meist scheint die Seele durch Gegensätze zu lernen. Da sie z.B. im Jenseits keine negativen Gefühle empfinden kann, wird sie im irdischen Leben mit Hass konfrontiert, um den Wert der Liebe, der in der geistigen Welt selbstvertändlich ist, kennen- und schätzen zu lernen. Sie erfährt dieses Gefühl durch das Gegenteil davon viel tiefer und in all seinen Aspekten.

 

Lernen von Liebe, Selbstwert, usw. durch die Erfahrung des Gegenteils

Das Buch ist sehr gut verständlich und flüssig geschrieben. Schwartz erklärt in den ersten Kapietln, wie er arbeitet und was man unter vorgeburtlicher Planung versteht. Dann umreißt er in den einzelnen Kapiteln die Lebensunstände seiner Interviewpartner*innen und gibt recht ausführlich die Sitzungen mit den Medien wieder, in der die Gründe für die Schicksalsschläge erläutert werden. Diese rühren oft von früheren Leben her, dienen aber insgesamt der Weiterentwicklung der Seele und deren Seelengruppe.

Schwartz versucht klar zu machen, warum sich Seelen für schwierige Lebenssituationen entscheiden. Oft gelingt ihm das auch, aber manchmal habe ich mich als Leserin gefragt, wie Grund A zu Schwierigkeit B führen konnte, da mir der Grund nicht plausibel genug erschien. Ich habe nach dieser Lektüre auch den Verdacht, dass die Seelen womöglich aufgrund des Fehlens der Negativität gar nicht wissen, worauf sie sich da einlassen (und von ihren Seelenbegleiter*innen oft auch gewarnt werden), und dann in ihrem Leben in der unmittelbaren Erfahrung einen Schock erleben. Trotzdem scheint das Wissen, dass sie alles selbst geplant haben, dazu beizutragen, mit ihrem Schicksal Frieden zu schließen und einen besseren Lebensweg einzuschlagen. Manche dieser Interviewpartner*innen sind auch selbst hellwahrnehmend begabt, sodass sie schon vorher wussten, dass sie sich ihr Schicksal ausgesucht hatten.

Mir persönlich stellt sich trotz aller Versuche, das Schicksal als gewollt und Grausamkeiten als Akte der Liebe zu erklären, die Frage, ob es nicht auch andere, genauso effektive Wege gibt zu lernen als nur der Leidensweg. Es mag für viele eine ausreichende Erklärung sein, aber ich habe nach der Lektüre noch mehr Fragen als vorher.

 


Illustrated by Heyne München

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert