Eine Liebeserklärung an Deutschland
Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Land, das sie seit ihrer Geburt kennen und dessen Sprache sie sprechen. Über Heimat haben sie nie nachgedacht, weil sie es immer für selbstverständlich hielten, dass sie in dieses Land gehören.
Und plötzlich tauchen Leute auf, die sie vertreiben wollen. Nach Anatolien, oder sonstwohin, weil sie angeblich nicht hierher gehören.
Das passiert Dunja Hayali, der Autorin des Buches, mittlerweile jeden Tag. Jahrelang hat sie nicht über Heimat nachgedacht, sie ist in Datteln geboren und aufgewachsen, lebt in Berlin, moderiert eine Fernsehshow. Und soll nicht hierher gehören? Und das wird ihr von Leuten erklärt, deren Kenntnisse der Muttersprache sehr zu wünschen übrig lassen?
»Heute frage ich mich: In welchem Deutschland möchte ich und wollen wir eigentlich leben?«, fragt sie. Deshalb hat sie dieses Buch geschrieben.
Sie fragt sich, was Heimat für sie bedeutet, ein Begriff, der sie früher nie beschäftigt hat. Jetzt, wo ihr die Heimat genommen werden soll, denkt sie darüber nach. Und schreibt ein Buch darüber. Es wird eine Liebeserklärung. An Deutschland, an die Demokratie, an die Meinungsfreiheit. An ein System, das mehr Freiheiten bietet, als alle anderen Systeme in Deutschland zuvor. Egal, ob Kaiserreich oder deutsche Kleinstaaten, ob das System der Hexenverfolgung oder der preußische Absolutismus, keins hat das zuvor geschafft. Von den Nazis und der DDR ganz zu schweigen.
Die Liebe macht Hayali nicht blind. Sei weiß, dass vieles im Argen liegt, egal ob es um Hartz IV, Klima oder Umweltschutz geht. Aber sie weiß auch, dass man das hier ansprechen, schreiben darf, ohne in Bautzen oder Dachau zu landen, oder gar wie in Russland erschossen zu werden.
Natürlich erhält sie täglich kübelweise Beschimpfungen, die heutzutage Rechtsextreme und AfDler über jeden auskippen, der nicht ihrer Meinung ist. »Eselsfickerin«, »Muslimhure«, »du gehörst durchgefickt«, »Geh dorthin zurück wo du herkommst» (nach Datteln ist damit wohl nicht gemeint). Jeder kennt mittlerweile den Dreck, der von der neuen Rechten und ihren Troll-Sturm-Abteilungen bei Facebook und im Netz abgeladen wird. Mit dem Ziel, den Menschen Angst einzujagen. Heutzutage muss die SA keine Scheiben einschlagen, keine Leute zusammenschlagen, das lässt sich alles vom Sessel aus organisieren. Wer im realen Leben solche Beleidigungen ausstößt, landet vor dem Kadi, wer falsch parkt, erhält Strafmandate, wer im Netz pöbelt, erhält Likes.
Dunja Hayali lässt sich nicht einschüchtern. Sie macht Mut. Sie ruft dazu auf, das, was wir in Deutschland haben, zu verteidigen. Gegen Trolle, Shitstürme und Drohungen. So ist das Buch nicht nur eine Liebeserklärung, sondern macht auch Mut. Sich einzumischen, nicht stumm zu bleiben, den Troll-Sturm-Abteilungen Deutschland nicht zu überlassen.
Beeindruckend, wie viel Zuversicht sie trotz allem ausstrahlt. Dass sie betont, warum sie froh ist, hier zu leben, warum das ihre Heimat ist. Dass sie auch die üblichen »Man darf nicht mit Rechten reden« nicht teilt. Und sogar einige der Beleidiger angerufen hat, in der Regel wird es beim persönlichen Kontakt friedlicher. Und der eine oder andere fühlt sich plötzlich ernst genommen und sieht die Welt plötzlich mit anderen Augen.
Auch einige Beispiele, wo sich durchs Reden plötzlich herausstellt, wie schnell man den anderen falsch versteht und ihm Dinge unterstellt.
Danke, Frau Hayali!
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