Ursachen und Folgen des Insektensterbens – aber auch Lösungen
Was passiert, wenn dem Land von Milch und Honig der Honig ausgeht? Oder andersherum gefragt: Was passiert mit den Lebewesen der Erde, wenn Bienen und andere Insekten unsere Pflanzen nicht mehr bestäuben? Diesen Fragen geht Hanna Harms in ihrem mit dem Ginco Award in der Kategorie „Best Non Fiction“ ausgezeichneten Graphic-Novel-Debüt nach. Mit einfachen, aber punktgenauen Sätzen und ebenso einfachen, aber pointierten Zeichnungen, die bestens miteinander harmonieren, beschreibt sie zunächst die Biene und ihre Lebensweise, bevor sie auf andere Insekten eingeht und dann analysiert, wieso es zum Insektensterben gekommen ist.
Da rückt v.a. die konventionelle Landwirtschaft in ein unrühmliches Licht: Monokulturen auf ausgedehnten Flächen, die den Tieren und damit den Insekten viel zu viel Lebensraum wegnehmen, sind ebenso zu nennen wie die Gifte, die bis in die Pflanzen eindringen und bei Bienen unwiderrufliche Schäden anrichten. Monokulturen bedrohen auch die Vielfalt der Pflanzen und damit der Insekten, da einige Pflanzen und Insekten aufeinander spezialisiert sind. Hinzu kommen Viren und Bakterien, vom Menschen eingeschleppt, die Bienenvölker bedrohen. Es gibt hierzulande kaum noch freilebende Honigbienen. Und die hier leben, werden wenig artgerecht gehalten (im Comic nur angedeutet, aber in einer Doku, die ich vor ein paar Jahren gesehen habe, weiter ausgeführt) und leiden z.T. unter Überzüchtung. Der Honig, den sie sammeln, ist pestizidverseucht.
Auch Lichtverschmutzung, Versiegelung durch Städte und Klimawandel machen den Insekten und damit den Honigbienen zu schaffen. Durch den rasanten Schwund der Insekten ist die Ernährung der Welt bedroht – ohne Pflanzen keine Tiere und Menschen. Dies alles stellt Harms umfassend dar: Der Mensch stört und zerstört lebenswichtige Netzwerke der Natur. Weiter ausgeführt und eingeordnet werden die Informationen der Graphic Novel durch Experte Jürgen Tautz, zudem gibt es am Ende des Werkes eine Liste mit weiterführender Literatur.
Aber Harms rückt nicht nur die äußerst negativen Folgen des Insektensterbens in den Fokus. Sie deutet auch Lösungswege an: Allen voran die nachhaltige, ökologische Landwirtschaft. Aber auch Einzelne können etwas für Insekten tun, indem sie naturnahe Gärten pflegen oder insektenfreundliche Blühpflanzen auf dem heimischen Balkon, der Terrasse oder auf den Fenstersimsen pflanzen. Da möchte ich noch hinzufügen, dass es mittlerweile auch (oft durch Frauen angestoßen) naturfreundliche Städteplanungen gibt, um mehr Grün, und damit mehr Lebensqualität für Mensch und Tier in die Stadt zu holen. Vom kühlenden Effekt der städtischen Bäume und Parks ganz zu schweigen. Auf Dächern z.B. gibt es schon heute Imker*innen, die für Bienen eine Wiese angelegt haben. Die Politik kann solche Lösungen fördern, anstatt sie zu verschleppen, und der konventionellen Landwirtschaft sowie den umweltverschmutzenden Ölkonzernen endlich einmal den Geldhahn zudrehen!
Fazit
Sehr gelungene Graphic Novel über das Insektensterben, dessen Ursachen und Lösungen. Auch für die Schule als Lehr- und Lernmaterial geeignet.
Edit
Weitere Infos z.B. hier:
https://www.spektrum.de/news/5-jahre-krefeld-studie-was-hat-sich-beim-insektensterben-getan/2070240?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE