„Wer bleibt denn da überhaupt übrig, den Sie nicht für einen Idioten halten?“ – „Na keiner, das ist es eben.“ In 99 rasant-komischen Bildern wird die Biographie des am 12. Februar 1989 in Gmunden verstorbenen enfant terrible Österreichs erzählt. Dazu einige der besten und humorvollsten Zitate der „Zwiderwurzn“, die auch heute noch das Herz erwärmen. Dieses Jahr jährt sich sein Geburtstag am 9. Februar zum 90. Mal. Schade, dass er nicht mehr lebt und die Gemüter erhitzt. So wie damals.
Den Nagel auf den Kopf getroffen, die Österreicher ins Herz
„1. Thomas Bernhard muss Burgtheater-Direktor werden, 2. Es ist alles sehr kompliziert, 3. Ich nehme zur Kenntnis, dass Kurt Waldheim nie bei der SA war, sondern nur sein Pferd“. Diese pointierte Zusammenfassung der Innenpolitik der Achtziger stammt vom damaligen österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz. Das Theaterstück „Holzfällen“ von Thomas Bernhard schlug in dieses innenpolitische Klima ein wie eine Bombe und machte den Schriftsteller zum meistgehasstesten Mann Österreichs, aber gleichzeitig auch zum Aushängeschild eines Landes, das seine Vergangenheit so lange wie möglich verdrängt hatte. Aber ich den Achtzigern kam alles hoch und Bernhard schwamm auf einer Welle, die ihn bis ganz nach oben brachte. Im oberösterreichischen Ohlsdorf hatte er sich einen Denk- und Schreibkerker eingerichtet, von wo aus er nicht nur die Republik, sondern auch ihre Bewohner regelrecht beschimpfte.
Gegen Männer, Nationalsozialismus und Katholizismus
Dabei war sein Hass auf Österreich vor allem auch ein Selbsthass: „Ich habe die Wiener Kaffeehäuser immer gehasst, weil ich in ihnen immer mit Meinesgleichen konfrontiert gewesen bin… Ich ertrage mich selbst nicht, geschweige denn eine ganze Horde von grübelnden und schreibenden Meinesgleichen.“
Auch die Männer an sich kamen bei ihm nicht gut weg. „Ich vertrage Männer nicht. Männergespräche halte ich nicht aus. Die machen mich narrisch. Männer reden immer das gleiche. Über ihren Beruf oder über Frauen. Da sind mir schwätzende Frauen noch lieber.“
Sein abwesender, alkoholkranker Vater und sein Heranwachsen in den Vierzigern hatten auch seinen Hass auf den Nationalsozialismus und den Katholizismus bestärkt. Beides erkannte Bernhard als kennzeichnende Wesensmerkmale des Österreichers. Und lehnte sich zeitlebens dagegen auf. Nicolas Mahler hat einige von Bernhards besten Zitaten aufgespürt und mit seinen Bildern versehen, die auch ein Schlaglicht auf den Menschen Bernhard werfen. Bernhards Preise und Skandale, seine Krankheit, sein Lebensmensch Hedwig Stavianicek oder das Verhältnis zu seinem Verleger Siegfried Unseld: Nicolas Mahler lässt nichts aus.
Nicolas Mahler
Thomas Bernhard. Die unkorrekte Biografie
2021, Hardcover, suhrkamp taschenbuch 5125, Gebunden, 119 Seiten
ISBN: 978-3-518-47125-8
D: 16,00 € / A: 16,50 € / CH: 23,50 sFr
Danke für den Buchtipp.
Ich hatte seinerzeit das Vergnügen, Thomas Bernhard in Gmunden in seinem damaligen Lieblingscafé zu treffen und war begeistert von seinem professionellen »Granteln«, das weitgehend dem Selbstschutz diente.