249.551 Wörter umfasst der Koloss, den uns Lew Tolstoi hinterlassen hat. Dividiert man diese Zahl durch 300 Wörter pro Minute, das ist die durchschnittliche Geschwindigkeit eines erfahrenen Lesers, dann ergeben sich insgesamt 831 Minuten, also 13,85 Stunden.
Lew (Leo) Nikolajewitsch Graf Tolstoi brauchte für den Schinken wesentlich länger. Er schrieb von 1863 bis 1869 an seinem durch seine erzählerische Weite und Tiefe beeindruckenden Panorama der Zeit zwischen 1805 und 1820 vor dem Hintergrund der Napoleonischen Kriege.
Die Fertigstellung dieses monumentalen, über anderthalbtausendseitigen Romanepos ist undenkbar ohne die aufopferungsvolle Unterstützung durch seine kluge Frau Sophia Andrejewna, Tochter eines deutschstämmigen Arztes am Zarenhof. Sie übernimmt nicht nur die gesamte Organisation des Gutes, sondern findet ihre größte Freude darin, Tolstois unleserliche Manuskripte in Reinschrift zu bringen. In langen Nächten dechiffriert sie dessen Hieroglyphen, ergänzt unvollständige Sätze und Wörter und schreibt die von Tolstoi wieder und wieder überarbeiteten Fassungen insgesamt siebenmal ab.
Um sein Werk ungekürzt zu veröffentlichen, greift der Autor tief in die Tasche und zahlt dem Verleger P. I. Bartenjew einen Druckkostenvorschuß von 4.500 Rubel. Tolstoi ist damit einer der ersten Self-Publisher.
Sein Beispiel steht dafür, dass es sich lohnen kann, selbst aktiv zu werden und sein Werk mit eigener Kraft und auf eigene Kosten zu veröffentlichen. Die erste Auflage von »Krieg und Frieden« war jedenfalls binnen weniger Tage vergriffen, und noch heute lesen wir gern den Roman des Grafen, der die Moral und Lebensweise der Herrschenden seiner Zeit spiegelte und ihnen einen »christlichen Anarchismus« entgegensetzte.
Eduard Bohnkraut macht im fernen Amerika sein Glück und kehrt nach Hause zurück, um das väterliche Erbe anzutreten. Doch als der ehemalige Bürger von Breckendorf, einer lieblichen Novelle im großen Buch der Natur, das seine Unschuld verlor, als es wegen seiner guten Luft Mode wurde, das Haus seiner Kindheit aufsuchen will, ist dieses bis auf die Grundfesten abgerissen. Und auch der geheimnisvolle Rechtsanwalt Meyer III, mit dem er in angeregter Korrespondenz stand, entpuppt sich als nicht mehr vorhanden.
Gleichzeitig mit dem Amerikaner trifft der höchste Stolz des Kurorts ein. Das ist der Maharadscha von Bungesi, der mit seinem zahlreichen Gefolge auf Promenade und Kursaal höchstes Aufsehen erregt. Das honorige Breckendorf liegt dem Fürsten aus dem Orient zu Füßen und fühlt besonders mit, als der unermesslich reichen Hoheit eine wertvolle Perlenkette gestohlen wird.
Geraubt und gestohlen werden in dem lauschigen Ort aber nicht nur Häuser und Perlenketten. Bald wird das gesamte Opernhaus während einer Aufführung von Wagners »Lohengrin« geplündert, kein Mantel, kein Pelz, kein Regenschirm ist vor der unheimlichen Räuberbande sicher. Selbst Gummischuhe und Schals verschwinden in den Taschen der Diebe.
Bohnkraut, der von dem mit den Ermittlungen beauftragten Polizeiassessor Funke wenig überzeugt ist, macht sich selbst auf die Suche nach der Usache der mysteriösen Ereignisse. Bald überschlagen sich die Ereignisse, in die auch ein Foxterrier und eine Soubrette verwickelt sind.
Karl Ettlinger (1881-1939), der Autor der launigen Kriminalerzählung, war in den Zwanziger Jahren als Kriegsberichterstatter, Journalist und Verfasser von mehr als vierzig meist humorigen Büchern erfolgreich. Mit der Neu-Veröffentlichung von »Das verschwundene Haus« im Rahmen seiner Reihe »vergessene Bestseller« erinnert der Null-Papier-Verlag an ihn. Positiv an der Publikation wie an der gesamten Reihe ist, dass es eine Kurzbiografie des Autors gibt und Fußnoten helfen, unbekannte Begriffe zu erläutern.