Besorgt Euch bloß das beste Buch der Welt. Harold. Von Einzlkind.
Einsam hängt eine Schlinge vor dunklem englischem Pepita auf dem Umschlag.
Eine einsame Stuhllehne lässt böses ahnen. Und es bestätigt sich:
Harold, 49 Jahre alt, lebt in London, hat seine Anstellung als Wurstfachverkäufer verloren. Hier tappt der geneigte Leser in die Falle, die Einzlkind ausgelegt hat, denn Harold ist eine Null, ein Nichts, ein Antiheld, einer der bestimmt keine Geschichte von 222 Seiten zu erzählen weiß, denn der eigentliche Held ist Melvin und der ist ein „Savant“.
Harold dagegen ist ein typischer, missmutiger Engländer, der seine Aufgabe darin sieht, sich einmal im Monat aufzuhängen. Als geborener Verlierer glaubt er nicht mehr an den Erfolg seiner Aktionen, sondern er versucht die Eleganz seiner Misserfolge zu perfektionieren. In dem Moment kommt Melvin, ein „neunmalkluges“, elfjähriges Genie, auf die Bühne. In seinem Gedächtnis hat er 1238 Bücher abgespeichert. Er kann sämtliche Beethoven-Sonaten auswendig, er ist sozusagen ein Roger Willemsen en miniature. Dafür leidet er an den typischen Hochbegabten Problemen: „Ich habe 4,5 Dioptrien plus auf dem linken und 5,5Dioptrien auf dem rechten Auge. Meine Hobbys sind mir nicht bekannt.“
Mit diesen Vorzeichen soll Harold Babysitter für Melvin sein. Eine Woche. Denn Melvins Mutter, alleinerziehend, hat ihre vollständige Präsenz für ihre Firma angeboten und die schickt sie eine Woche in eine andere Stadt.
Melvin kennt sich bei Pferdewetten aus und schleift Harold auf den Rennplatz. Mit Kennerblick untersucht er Pferd und Jockey und weiß, Orpheus gewinnt, ganz klar. Harold setzt seine letzten 20 Pfund. Und Orpheus wird – haushoch – letzter.
Das sind Harold und Melvin: Ein arbeitsloser Wurstfachverkäufer und ein Genie, wie man es seit Hegel nicht mehr gesehen hat.
In dieser einen Woche mit Melvin beginnt nun für Harold ein Roadmovie. Einzlkind hat dafür in die Trickkiste der großen Literatur gegriffen: Er bemüht Harold und Maude, schielt zu Capotes Frühstück bei Tiffany. John Irving steht Pate und eine Comedy Anleihe bei Monty Python lässt grüßen. Und im Ulysses hat er 800 Pfund versteckt, die Melvin im Portemonnaie der Mutter gefunden hat. Melvin will in dieser einen Woche seinen Vater suchen….
Harold: Lesevergnügen pur. Ich habe mich riesig amüsiert trotz der Versatzstücke aus dem großen Topf der Weltliteratur. Wer dann noch Spaß an Wortschöpfungen hat, wie „Mevin strohhalmt Cola, pimaldaumen u.a. ist diesem Kleinod schon verfallen.
Wer immer dieser Einzlkind ist und wer diesen Roman geschrieben hat, es muß ihm teuflischen Spaß gemacht haben und dieser Funke Spaß springt sofort auf den Leser.
Das Schlußwort von Jim, dem Tankwart: „Lieber Einzlkind als gar keine Geschwister.“