Ein Geräusch klopft an die Tür

Werner Vogel beweist, dass auch ein Deutschlehrer nach 25 Jahren Fron im Schuldienst seine Freude am Spiel mit der Sprache nicht zwingend verlieren muss. Dem Schulmann aus Wien sagen seine Schüler nach, er habe »Augen, die öfters strahlen und zwei abstechende Ohren«, und »Er hat zwei lange normale Arme und zwei normal lange Beine«. Diese strahlenden Augen und normalen Arme pflückten nun in hunderten Schulaufsätzen allerlei Sprachpannen, die in gesammelter Form verewigt wurden.

Vogel trug wundervolle Sprachminiaturen zusammen. Diese entstanden meist im Stress von Prüfungen und Tests und bilden in ihrer Zusammenstellung einen bunt schillernden, exotisch anmutenden Blütenstrauß. Dabei wird unter andrem Dramatik pur geboten: »Anne verlor das Übergewicht und flog in die Tiefe«. Doch zum Glück geht (meist) alles gut aus: »Die ganze Schule brannte ab, nur der 2. und 3. Stock blieben unversehrt«.

Seien es Themen aus der Welt der wilden Kreaturen (»Er fragte den Hund, warum er das gemacht hätte, aber der antwortete nicht«), aus Liebe & Erotik (»Sie war nackt und hatte ein blaues Kleid an«) oder dem Märchenreigen (»Ich rettete mich auf einen Stein, der mich glücklicherweise auf eine einsame Insel trieb«), in dem vorliegenden Bändchen finden sich strahlende Perlen des unfreiwilligen Sprachwitzes der Schülerschaft.

Gemeinsam ist den aufgelisteten »Fehlern«, dass ihnen ein wesentlich längeres Leben beschieden ist als dem korrekten Rest der Texte. Denn gerade die sprachlichen Stolpersteine sind es, die dem Leser Freude schenken an unserer »funkelnden, eigensinnigen, stets aufs Neue überraschenden Sprache«, wie Vogel meint. Er überlegt aus diesem Grunde, ob diese sogenannten »Fehler« »nicht das Schönste in unserem Leben« sind. – Der Mann könnte Recht haben, zumindest stilsicherer kann es einem Schulmeister kaum ins Stammbuch geschrieben werden: »Der Bub öffnete die Schultasche und gab seinen Kopf hinein«.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Holzbaum Wien