Ava – Die barfüßige Gräfin 

Ava – Die barfüßige Gräfin. Ava Gardner, die Hollywood-Diva der Frühzeit, steht ganz im Mittelpunkt dieses Biocomics, das sie zur Zeit ihres größten Erfolges, “Die barfüßige Gräfin“, zeigt. Auf Primo-Tour in Südamerika macht sie Station in Brasiliens pulsierender Metropole der 1950er Jahre.

Ava: Sabotage durch Howard Hughes

Die Schattierungen der Iris variieren je nach Stimmung: graugrün, wenn die Melancholie sie überfällt, smaragdgrün, wenn Frank Sinatra – ihre einzige, heftige Liebe – in der Nähe ist, saphirblau an Abenden, an denen sie sich betrinkt.” Mit diesen Worten beschreibt Elisabeth Gouslan, Autorin von “Ava, la Femme qui amait les hommes” ihre Ava in ihrem Geleitwort zu vorliegender herausragender Comic-Biographie. Die Leinwandgöttin Ava soll in Rio de Janeiro Werbung für ihren neuen Film “Die barfüßige Gräfin” machen. Aber die zwei Promo-Tage sind ein Wechselbad aus Fanjubel, Skandalen, Presserummel, Rausch und Tränen. Ava dient als Projektionsfläche für Fantasien und Interessen aller Beteiligten, aber eines Morgens will sie nicht mehr mitspielen. Denn es geht das Gerücht, dass ein gewisser Howard Hughes, der wohl reichste Mann der damaligen Welt, alles tut, um ihren Film und die damit verbundene Promotion zu zerstören. Als ihr Presseagent vor Ort verhaftet wird und sie am Flughafen beinahe von ihren Fans zertrampelt wird, ahnt Ava Gardner schon, dass Rio kein Honiglecken werden wird.

Ava Gardner- der Gottesbeweis

Sie kommt in ein Land deren Präsident sich vor zwei Wochen erst selbst gerichtet hat und die Bevölkerung ist keineswegs in guter Laune. “Diese Stadt deprimiert mich, Rene. Ich brauche einen Drink“, sagt Ava zu ihrer Concierge, sich vor dem Spiegel die Haare bürstend. Bald wird auch Rene von einem aufsäßigen Liebhaber kompromittiert und vielleicht steckt selbst dahinter der durchtriebene Millionär, den Ava einfach nicht mehr daten will. Denn es gab schon einmal so ein Date, das in einem Desaster endete. Ava Gardners “erhabene Gleichgültigkeit“, wie ihr schwuler Presseagent es nennt, kommt bald erheblich ins Wanken. Bald ist auch die brasilianische Presse gegen sie, die ihr Hochnäsigkeit vorwirft nur weil sie das Hotel gewechselt hat. “Ihre Arroganz, ihr Alkoholismus und ihre Zügellosigkeit sind uns zutiefst zuwider. Sie bilden sich wunder was ein, dabei sind sie nur eine mittelmäßige Schauspielerin“, fasst es eine Zollbeamtin bei der Ausreise zusammen. Decio Vieira Ottoni, ein Filmkritiker sah das ganz anders: “Ava ist ein Gottesbeweis“, soll er einmal gesagt oder besser im Diario Carioca geschrieben haben. Moralische Vorstellungen sollten eben nie über der qualitativen Bewertung des Berufes einer Person stehen.

Die Zeichnungen von Ana Miralles zeigen Ava Gardner als fantastischen Gottesbeweis, eine klassische Hollywoodiva und Leindwandgöttin, schöner vielleicht sogar, als sie es in Wirklichkeit war. Vor allen Dingen aber zeigt Szenarist Emilio Ruiz, dass es eine Frau damals genauso so schwer hatte, wie heute gegen alte weiße Männer etwas auszurichten.

Emilio Ruiz
Ava – Die barfüßige Gräfin
Zeichnung: Ana Miralles · Szenario: Emilio Ruiz
2024, gebunden, 112 Seiten, Farbe
ISBN: 978-3-96582-166-8
Schreiber&Leser
€ 24,80


Genre: Biographie, Comic
Illustrated by Schreiber&Leser

Zum Sterben schön

Anfang der Neunziger im spanischen Andalusien wird Hugo durch einen Telefonanruf aus seinen Grübeleien gerissen. Eine verwirrte junge Frau mit seiner Telefonnummer in der Hand wurde in einem abgelegenen Winkel Andalusiens gefunden, er solle doch kommen, um sie abzuholen.

Ausbruch in die Freiheit

Chivas Regal am Verstärker, Pink Floyd’s Dark Side of the Moon in den Ohren und ein paar aufgebrachte Nachbarn später bricht Hugo auf, die Frau zu suchen, die seine Telefonnummer hat. Aber was Hugo nicht weiß, ist, dass noch ein anderer Mann nach dieser Frau sucht und der kennt sie wirklich. Er ist ihr Ehemann und vor ihm ist sie wahrscheinlich geflüchtet. Die Frau, die ihn anrief, wohnt mit ihrem leicht debilen Sohn Louis im Nirgendwo Andalusiens an einer Landstraße. Es kommen nicht viele Menschen dort vorbei und die Einkünfte von Frau Soler sind gering. Warum sollte sie ihr Einkommen also nicht mit etwas Hilfe von Fremden aufbessern? Auf seiner Reise in die Provinz wird der Junge von ein paar spanischen oder andalusischen Rednecks auseinander genommen, gerade als er die Spur der geheimnisvollen jungen Frau aufgenommen hat. Die Einfältigkeit der Menschen am Land für die jeder Fremder ein Verdächtiger ist macht auch vor Hugo nicht Halt. Diese Erfahrung macht wohl jeder junge Mensch, der alleine reist. Seguso, der Ehemann ist bei seinen Recherchen weniger zimperlich, er benimmt sich ebenfalls wie ein Redneck, ist unfreundlich und brutal. Als ein Mechaniker auf einer Reparaturwerkstätte ihn als Versicherungsmakler einschätzt, läßt er ihm seinen Glauben. Er hat kein Interesse an der Wahrheit oder an Gesprächen. Da ist Hugo ganz anders und als er Maria schließlich findet, sieht sie ihm in sein gutes Herz. Aber am nächsten Tag ist sie verschwunden.

Zum Sterben schön

Jetzt muss sich Hugo beeilen, denn er ahnt, dass es da einen Ehemann gibt, der diese Maria ebenfalls suchen könnte. Eine spannende Verfolgung durch die Sanddünen Andalusiens beginnt an deren Ende leider nicht nur die ewiggestrigen Franksten auf der Strecke bleiben, sondern auch das Gute dieser Welt. Denn die andalusische Wüste birgt ein grausames Geheimnis, das jeder auf seine Art entdecken und verarbeiten muss. Hugo ebenso wie Seguso. Oder handelt es sich vielleicht doch alles um eine Verwechslung? Meisterhaft zeichnet Jean-Michel Beuriot im sepiafarbenen Gelb- und Goldtönen, sowohl die Wüste als auch ihre Protagonist:innen bekommen ihr ganz besonderes Denkmal. Denn Szenario Philippe Richelle hat sich ein ganz besonderes Verwirrspiel und viele Plot Twists überlegt um die Leser:innen auf den Holzweg zu führen. Oder sollte man sagen durch die andalusische Wüste? Ein lesenswertes Abenteuer, das sowohl die Schönheit der Wüste als auch die einer neu entflammten Liebe zeigt, aber auch vor Besitzansprüchen warnt. Denn die wahre Liebe gedeiht nur in Freiheit.

Philippe Richelle
Zum Sterben schön
Zeichnung: Jean-Michel Beuriot · Szenario: Philippe Richelle
2024, gebunden, 88 Seiten, Farbe
ISBN: 978-3-96582-169-9
Schreiber&Leser
€ 22,80


Genre: Comic
Illustrated by Schreiber&Leser

Nestor Burma – Bambule am Boul‘ Mich‘

Nestor Burma – Bambule am Boul‘ Mich‘

Nestor Burma – Bambule am Boul‘ Mich‘. Es schneit so schön am Cover dieser Retroausgabe von 2016, dass man sich dieser Tage sofort in das Paris des Jahres 1986 versetzt fühlt. „Micmac moche au Boul’Mich“ – so der Originaltitel entführt in das studentische Milieu im 5. Arrondissement, Rive Droite, wo sich die Universität von Paris, die Sorbonne, viele Studentencafés und Buchhandlungen befinden. Aber auch der Jardin des Plantes, das Muséum national d’histoire naturelle und die elegante Ruhmeshalle für die Helden der Nation, das Panthéon.

Nestor Burma: Recherche im Stripteaseclub

Nestor Burma ermittelt für die hübsche Studentin der Schauspielkunst, Jacqueline Carrier, die um ihren toten Liebsten trauert. Am Quai Saint-Bernard hatte man die Leiche eines jungen Mannes gefunden, Paul Leverrier, 20, Sohn eines Arztes am Bou Mich und selbst künftiger Arzt. Aber wieso sollte ein junger Mann, mit so einer vielversprechenden Zukunft und einer Freundin wie Jacqueline, die noch dazu im Cabaret als Burgfräulein einen formidablen Striptease hinlegt – wovon sich Burma selbst überzeugen kann – sich umbringen? Bald stellt sich heraus, dass es um ein Buch geht. Ein wertvolles Buch. Aber wer hat es entwendet? Und was hat das mit dem Tod von Paul Leverrier zu tun? Eine geheimnisvolle Tote, Yolanda Lachal, und ihr Geliebter, Toussaint Lanouvelle, spielen beim Verschwinden des Buches eine wichtige Rolle, doch bald befindet sich Burma zwischen zwei Leichen: Yolanda auf dem Bett und Toussaint erschossen auf ihm. Vom Mörder keine Spur.

Bambule zwischen zwei Leichen

Der Leichen nicht genug, findet Burma auch noch den Inspektor Masoultre im Branntkalk in seine Einzelteile zerlegt. Und schon steckt Burma ein Eisenstück zwischen seinen Rippen. Mit etwas Glück entkommt er auch dieser Bedrohung und kann sich endlich wieder seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden widmen. „Ich löschte das Licht und schloss die Augen, um konzentriert nachzudenken.“ Und siehe da, ecce homo, die Lösung befindet sich zwischen den Buchdeckeln! Im hinteren Teil der vorliegenden Ausgabe eines weiteren spannenden Abenteuers des anarchistischen Kommissars Nestor Burma befindet sich auch eine Karte von Paris, die die Schauplätze des Abenteuers verzeichnet haben. So fällt die Orientierung auch im 5. Arrondisement leichter und man lernt Paris noch etwas besser kennen. Denn ob es schneit oder nicht, sie ist und bleibt zu jeder Jahreszeit die schönste Stadt der Welt.

Abenteuer in allen Pariser Arrondissements

Die Romane von Lèo Malet und den Figuren von Tardi, die alle in einem anderen Bezirk (Arrondissement) von Paris spielen, wurden in vorliegendem Fall von Nicolas Barral als Comic umgesetzt. Aber es gibt noch viele weitere lesenswerte Abenteuer. Beim Schreiber&Leser Verlag sind viele davon in einer neuen Edition erschienen. Das derzeit neueste Abenteuer spielt im 14. Arrondissement und sein Titel lautet „Nestor Burma – Die Ratten im Mäuseberg“.

Léo Malet/Nicolas Barral

Nestor Burma – Bambule am Boul‘ Mich‘

Zeichnung: Nicolas Barral · Szenario: Leo Malet

96 Seiten | gebunden | Farbe | € 19,80

ISBN: 978-3-943808-67-4

Schreiber&Leser


Genre: Graphic Novel, Krimi
Illustrated by Schreiber&Leser