Der Ich-Erzähler siedelt mit Frau und Kind von Düsseldorf nach Oberammergau um; völlig klar, dass bei einem derart gewagten Unterfangen der Kulturschock im Preis inbegriffen ist. Doch damit nicht genug: Als selbst auferlegte Strafverschärfung wird im Reich der Herrgottsschnitzer und Passionsspieler auch noch ein Eigenheim errichtet, das langsam aber sicher immer teurer zu werden droht. Kann dieses Doppel-Projekt wirklich gelingen?
Holger Schaeben setzt einen pointierten Kontrapunkt zu der in weiten Teilen der Mittelschicht verbreiteten Sehnsucht nach dem Landleben, das gerne romantisiert und verklärt zur allein selig machenden Daseinsform erhoben wird. Am Beispiel des vermeintlichen Paradieses Oberammergau liefert er jede Menge guter Argumente für die, die das Treiben im urbanen Dschungel der Eintönigkeit der trägen Provinz vorziehen. Denn die ländliche bayerische Idylle besteht eben nicht nur aus Bergen, sondern auch aus Schneebergen (die durchschnittlich sechs Monate im Jahr abgetragen werden wollen) und aus Eingeborenen, die nach der Tourismussaison regelmäßig in den Winterschlaf fallen.
Keineswegs jedoch erliegt der Autor der Versuchung, zwischen Stadt- und Landleben scharf zu polarisieren, er wird nie polemisch oder verletzend, sondern schildert mit humorvoller Selbstironie seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen und zieht daraus für sich die Schlüsse, ohne den Anspruch doktrinärer Allgemeingültigkeit zu erheben. Die geschliffene Sprache und die mit Bedacht gewählten klugen Formulierungen machen dieses Buch zu einem formidablen Lesevergnügen.