»Hopp! Hopphopphopp! Hoppala. Au! Auweia, der ging ins Aus. Aber jetzt erst recht, ha! Dicke Luft! Und? Und? Ein As!« –
Worthülsen, Kalauer, Sprichwörter, Redensarten, Jargon, Denglisch und Sportreporterdeutsch mixt Eckhard Henscheid in seinem Werk »auweia« und bläst es zu rosa Kaugummiblasen auf. Er will damit die Hirnlosigkeit zeitgenössischer Pop- und Lifestyle-Literatur parodieren. Mannomann!
Um den ungestüm Fragenden zuvor zu kommen: Ja, es gibt den Ansatz einer Handlung. Wer abseits der Sportwelt lebt, muss sich allerdings einiges erklären lassen. Danach soll die Hauptheldin des Textes, ein »Heidi« genannter Tennisstar, Ähnlichkeit mit einer gewissen Steffi Graf haben, die der deutschen Märchenpresse einst als Wunderkind diente. Aber das spielt für das Opus selbst nur eine Nebenrolle. Hat der Mensch noch Töne?
Henscheid schiebt besagte Heidi als fünfjähriges Kindertalent in den Text. Ohne den Leser an die Hand zu nehmen, springt der Autor wieselflink in die erste Schwangerschaft der Dame. Nein, es geht nicht um Schändung einer Minderjährigen! Quatsch mit Sauce! Uns Heidi ist urplötzlich erwachsen, heiratet einen gewissen Ron und gebärt einen Sohn, Laden Bin geheißen. Drei Jahre später schlüpft die Tochter Johanna Isidora Pia Fuck Surinam. Wie gut, dass es Nachschlagewerke gibt: die Story ist offenbar dicht an der Wirklichkeit. Zum Ausklang des 126 Seiten starken Werkes ziehen sich Heidi und Ron in ein Seniorenheim in Bodenmais zurück. Schluss mit lustig.
Alles roger in Kambodscha. Doch wo bleibt der Witz?
Fixsapperment. Klingeling. Heißassa! Henscheid hat mit seinem Text ein neues Genre in die deutsche Literaturgeschichte eingeführt. Es ist der »Infantilroman«. Rumskedi, da freuen sich die Päpste des Feuilletons! Der Infantilroman will, ganz entgegen den Regeln der klassischen Poetik, nicht erfreuen oder erbauen, sondern hauptsächlich beißende Sprachkritik üben.
Dem Leser hilft der in Klardeutsch verfasste Klappentext. Der Roman will weder Vergnügen noch Behagen herstellen. Er beabsichtigt vielmehr das Gegenteil: »mit durchaus künstlerischen Mittel, artifizieller Stringenz und sogar artistischem Ehrgeiz« ein »episches Novum« zu schaffen. Wuff! Autsch! Hahaha! Scheißescheiße!
Mensch, Henscheid! Um es in den Worten Deines Infantilromans zu sagen: »Das tick ich nicht«. Mit Deiner »Trilogie des laufenden Schwachsinns« hast Du mal das Feinste verfasst, was die literarische Hochkomik deutscher Zunge zu bieten hat. Dein gesamtes Werk sprüht vor Witz. Deine Texte sind Leckerbissen für jeden, der nach Lachfalten und Humor lechzt. – Doch in diesem Fall?
Auweia, bummsti, hoppsala! Mit dem Text bist Du meisterhaft auf die Nase gefallen. Deine Worthölle ist weder witzig noch originell. Es ist kaum besser als das parodierte Genre, es ist eine Floskelparade, die jede Schmerzgrenze überschreitet. – Na, darauf einen Dujardin!
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