Der soeben erschienene, schmale Band «Das liebestolle Krokodil» des literarischen Tausendsassas Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi trägt die Bezeichnung «Eine Groteske», was durch das ebenso bunte wie lustige Titelbild wirkungsvoll unterstrichen wird. Der Buchrücken informiert darüber, dass diese «stürmische Groteske … der erste mittels KI (Künstlicher Intelligenz) geschriebene und illustrierte Text am deutschsprachigen Bücherhimmel» sei. Spätestens da wird klar, dass hier «etwas vollkommen Neues, technisch nie Dagewesenes» auf den neugierig gewordenen Leser wartet.
In einer Promi-Tierklinik in Berlin-Neukölln herrscht totales Chaos. Vier asthmatische Hirschpinscher veranstalten einen Mordslärm, der Papagei auf der Schulter der Sprechstundenhilfe krächzt «Der Nächste bitte», ein Orang-Utan mit Kopfverband knurrt sie drohend an: «Ich glaube, das ist mein Termin». In das slapstickartige Geschehen bricht mit Karli, dem liebestollen Krokodil, ein neuer Patient ein, der unglücklich verliebt ist in ein Reh namens Rosi. Sein Herrchen hofft, er könne hier davon geheilt werden. Zu der illustren Patientenschar gesellt sich eine Fledermaus aus Wuhan, die auf einer Schildkröte angeritten kommt, auch Labormäuse und Ratten, eine Wachtel und ein Riesentukan vergrößern das Tohuwabohu im Wartezimmer, ehe im letzten Kapitel unter der Überschrift «Endzeit im Tierparadies» kräftige Erdstöße das Gebäude erschüttern. «Im Hintergrund tönen die Sirenen herannahender Rettungsfahrzeuge» lautet der letzte Satz.
Prinz Rupi hat den unter seiner Regie entstandenen KI-Text mit vierundzwanzig kreativen, von ihm ebenfalls mittels KI erzeugten Bildern zu verschiedenen Themen ergänzt. Während sich die Bilder als perfekte Kreationen erweisen, fehlt dem grammatikalisch korrekten Text eine schöpferische Intuition, es geht Holterdiepolter voran ohne erkennbares Ziel, eine Groteske eben! Ihr folgt als Nachwort des Autors ein hochinteressantes Essay, in dem er auf die erstaunliche Entwicklung der KI und ihre beachtlichen Erfolge hinweist. Durchaus kritisch wird aber auch auf die systembedingten Gefahren hingewiesen, die zu einer Verfälschung der Wahrheit führen können. Fraglich bleibe, ob den individuell und schöpferisch erzeugten Künsten durch KI eine ernsthafte Konkurrenz erwächst.
In diesem Zusammenhang wäre es aufschlussreich gewesen, wenn der Autor, der in seinem urheberrechtlichen Hinweis von der «Schöpfungshöhe des menschlichen Anteils am Arbeitsergebnis» spricht, an einem Beispiel gegenüber gestellt hätte, was aus dem von der KI gelieferten, originalen Maschinentext in der redigierten Buchversion geworden ist. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen soll in der Hörbuchversion des «liebestollen Krokodils» die Stimme des Sprechers ebenfalls durch KI erzeugt werden. Ohne Zweifel ist Ruprecht Frieling mit diesem lesenswerten Buch ein Pionier in Sachen KI. Durch seine Kreativität sind nicht nur ein burlesker Text, sondern auch wunderschöne Bilder entstanden, eine bereichernde Lektüre mithin für aufnahmefähige und wissbegierige Leser.
Dankeschön! 🙂
Anfangs leicht skeptisch – wurde ich neugierig.
Mich begeistern die kräftigen Farben, die Wortwahl, die lustigen Zusammenhänge, das Lebendige.
Kein Angst. Ich denke, dass durch die Künstliche Intelligenz niemand befürchten muss, dass seine Werke keinen Anklang mehr finden. Es wird beides nebenher laufen, wie ein Hybridmotor, Hybrid-Ei, Hybridküken, Hybridhuhn, Hybridhahn.