»Keine Geschichte eines Helden« von Alice Faymorgan erschien am 29. Oktober 2021 als Selfpublishing-Titel über den Distributor Tredition. Es ist der erste Kurzgeschichten-Sammelband einer Reihe, die im Genre der Funtasy angesiedelt ist. Das Hardcover, das auch auf dem Foto zu sehen ist, bekommt ihr für 21 €, das Taschenbuch schon für 13 €. Das Ebook kostet euch 7,99 €. Das Buch kommt mit 312 Seiten und einigen passenden Illustrationen daher.
»Keine Geschichte eines Helden« hält, was der Titel verspricht. Hier wird einmal eben nicht die Geschichte des Helden erzählt, die man ja schon so oft gehört hat. Nein, hier geht es um die Begleitung des Helden. Das wirft einige interessante Blickwinkel auf.
Die Geschichte spielt in einer Welt, die als Kontinent bezeichnet wird. Dort tummeln sich Hexen ganz öffentlich unter normalen Menschen und auch so einige Monster gibt es dort. So ist jede Menge Bedarf an Helden gegeben und Francis hat sich vorgenommen, ein solcher zu werden. Begleitet wird er dabei von seinem besten Freund Tohma. Jener Figur, um die sich die Geschichte eigentlich dreht. Schon zu Beginn treffen die beiden auf eine Hexe namens Winry, eine der mächtigsten Hexen des Kontinents. Sie hilft den beiden – oder vielmehr hilft sie Tohma und dadurch gezwungenermaßen auch Francis.
Ihre Abenteuer reichen dabei von der Verteidigung von Winrys Stadt über einen Wettbewerb, bei dem man ein Drachenei gewinnen kann, bis zu der Suche nach den verschwundenen Bewohnern eines anderen Ortes.
Am Ende des Buches wartet dann sogar noch »Die Geschichte einer Hexe« auf den Leser, in der man mehr über Winry selbst erfährt.
»Keine Geschichte eines Helden« nimmt sich ganz Funtasy-typisch selbst nicht allzu ernst und besticht dadurch mit einer lockeren Geschichte, die vor humoristischen Anspielungen nur so strotzt. Obwohl ich ein paar Bücher von Terry Pratchett gelesen habe und das eigentlich auch recht gerne, gehört die Funtasy nicht zu meinen bevorzugten Genres. Dennoch hat mir dieses Buch sehr viel Spaß gemacht.
Ich kann Winry mit ihrem Hexenkater Seamus sicher als meine Lieblingsfigur bezeichnen, aber auch Tohma und ein wenig später sogar Francis sind mir mit der Zeit ans Herz gewachsen.
Da ich nicht viel Funtasy lese, kann ich es schwer mit anderen Büchern des Genres vergleichen, aber das ist ja auch gar nicht immer nötig. Besonders positiv ist mir bei diesem Buch der Aufbau aufgefallen. In den Zwischenpassagen wird der Leser persönlich angesprochen. Man schlüpft also direkt in die vorgegebene Rolle. Man kennt bereits alle Geschichten über Vandros den Blitz, wie Francis sich nennt, aber das reicht nicht. Man möchte mehr erfahren. Dieser Wunsch wird einem von dem Zwitscherer, einem unsterblichen Geschichtenerzähler, gewährt. Das bildet sozusagen ein wenig die Rahmenhandlung des Buches. Wir reisen mit ihm als Leser durch die Welt und lassen uns von all den Abenteuern berichten, die Francis, Tohma und Winry gemeinsam erlebt haben. Dadurch kommen einige Fragen auf, wie es zu gewissen Begebenheiten kommen konnte.
Da »Keine Geschichte eines Helden« aber als mehrbändige Reihe aufgebaut ist, bleiben diese Fragen zu einem großen Teil erst einmal offen und machen Lust auf mehr. Gut also, dass Alice Faymorgan nebenbei bereits am Folgeband arbeitet.
Die Illustrationen wurden von Elli Romanou designed. Das farbenfrohe Cover, das nicht umsonst an märchenhafte Geschichtensammlungen wie »1001 Nacht« erinnert und gleichsam sehr gut zur Geschichte passt, wurde von Nadine Wahl gestaltet. Meiner Meinung nach lohnt sich das Hardcover hier wirklich, auch wenn es ein bisschen teurer ist als das Softcover. Aber so kommt der hübsche Umschlag sehr gut zur Geltung.
Ansonsten bleibt mir bei der Gestaltung nur noch anzusprechen, dass ich strahlendweiße Seiten in Büchern eigentlich nicht mag, da sie das Lesen oft unangenehm machen. Hier hat es mich komischerweise nicht gestört. Noch dazu kommen die Farben des Covers dadurch noch stärker hervor.
Auf der letzten Seite des Buches findet ihr übrigens auch eine Auflistung aller Inhaltswarnungen.
Mein Fazit
»Keine Geschichte eines Helden« ist einmal etwas anderes, denn es erzählt nicht die Geschichte des Helden, sondern jene des Begleiters, die bei Heldenerzählungen oft in den Hintergrund geraten oder vergessen werden. Dabei sind sie mindestens genauso wichtig wie der Held selbst, denn ohne sie käme besagter Held oft nicht weit. Man denke da zum Beispiel an Frodo und Sam aus dem Herrn der Ringe.
Obwohl Funtasy eigentlich nicht in mein bevorzugtes Leseschema fällt, hat mir dieses Buch von Alice Faymorgan sehr viel Spaß gemacht. Ich musste mehr als ein Mal über den Humor lachen. Und auch im Regal sieht es mit dem farbenfrohen Cover besonders hübsch aus.
Wer also gerne mal die Geschichte des Sidekicks lesen würde und auf Humor steht, dem sei bei »Keine Geschichte eines Helden« eine große Kaufempfehlung ans Herz gelegt.
Die Rezension zu “Keine Geschichte eines Helden: Sammelband 1” auf Das Bambusblatt
Hallo Roberta, was ist denn bitte der Unterschied zwischen Funtasy und Fantasy?
Hallo, Funtasy ist ein Subgenre der Fantasy, das sich nicht allzu ernst nimmt oder die Geschichten eher humoristisch angeht, wie bei Terry Pratchett zum Beispiel 🙂
Danke. Wieder was gelernt!