Wenn jemand neue Münster-Krimis ersinnen kann, dann ist es Bela Bolten. Der gebürtige Westfale fuhr jahrelang Taxi in der Metropole und kennt jeden Winkel rund um den Prinzipalmarkt. Entsprechend authentisch sind seine Tatorte, sei es das »Hotel Krautkrämer« oder das »Café Klatsch«.
Bolten erschafft in dem Piloten seiner Münster-Reihe ein Ermittlerpärchen aus einem vorbestraften und leicht verkommenen Jungunternehmer und einer brillant aussehenden Schauspielerin, die nach einem Motorradunfall querschnittsgelähmt ist. Die beiden betreiben eine Alibi-Agentur, deren Sinn und Zweck darin besteht, Fremdgängern ein hieb- und stichfestes Alibi für ihre Auszeit zu beschaffen. Dummerweise wird gleich der erste Doppelgänger erstochen, und da stellt sich die Frage, ob es sich um eine Verwechselung oder um Absicht handelte.
Der Autor erzählt flüssig und schafft es, den Leser in seinen Erzählstrang einzubinden. Hinsichtlich der Personenentwicklung überzeugt er mich – ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Krimis – nicht vollends. Auf der einen Seite kommt anfangs ein Herr Tom ins Spiel, der sich regelmäßig um das Liebesleben der behinderten Schauspielerin kümmert, dann aber bald vergessen wird und keine Rolle im Geschehen spielt.
Auf der anderen Seite entwickelt die arbeitssuchende Dame schon beim Vorstellungsgespräch eine derartige Dominanz, dass man sich sofort fragt, welcher Unternehmer sich das wohl bieten lässt. Und warum spricht die engagierte Arbeitssuchende nicht mit der gleichen Frechheit im Theater vor, denn auch dort gibt es viele Rollen, die Rollstuhlfahrern auf den Leib geschnitten sind, oder wendet sich gleich an eines der blühenden Inklusionstheater?
In der Diktion erzählt Bolten nüchtern und sachlich. Leidiglich bei Position 1075 wird er direkt leidenschaftlich, als er sich zur »Diktatur der Gourmets« äussert und gegen die »Schreckensherrschaft der Caffé-Latte-Despoten« wettert. Da spürt der Leser, dass der Autor sehr viel mehr kann.
Insgesamt ist »Alibi für ein Todesspiel« ein gut lesbarer Kriminalroman, der unbedingt in den Münsteraner Buchhandel gehört.
Ich warte ja sehnsüchtig auf weitere historische Krimis mit Kommissar Daut. Bis dahin kann ich ja mal die anderen testen.
Ich kenn ja nur die Bodensee-Krimis von ihm, da hab ich einige von ganz gerne gelesen. Münsteraner Flair hört sich aber auch nicht schlecht an, kann man sich die Schauplätze fein bildlich vorstellen. ich teste das mal 🙂
Ich finde die Fragestellung interessant, wie es ein Autor schaffen kann, verschiedene Krimireihen parallel zu schreiben.
Gerade in der Kriminalliteratur gibt es das häufig, Jeffery Deaver und Patricia Cornwell fallen mir spontan ein.
Ich wundere mich eher über Autoren, die es schaffen, viele Jahre nur in einer einzigen Reihe zu schreiben, werter Ruprecht. Ich brauche die Abwechslung, um mich jedes Mal wieder aufs Neue auf meine Figuren freuen zu können.
Wie wäre es mit einem Crossover, nennt man das so in der Literatur? Also, Kommissar Daut kommt wohl eher nicht dafür in Frage.