Was haben wir der Welt angetan, fragt die Autorin in einem ihrer Gedichte, „die reine Vernunft sie hat alles beschmutzt“, „der Diener hat sich selbst an die Spitze gestellt“, „es ist unglaublich – aber kehrten wir um die Erde würde uns noch immer alles vergeben“.
Wie gut Spiritualität, Politik und Poesie zusammenpassen – ja zusammengehören –zeigt dieser Gedichtband eindrücklich. Allen Unkenrufen moderner Ideologen zum Trotz. Denn Fischers Lyrik ist hoch politisch, im schönsten Sinn der Bedeutung: sie kritisiert Umweltzerstörung und die inhumane Vorgangsweise gegenüber Flüchtlingen ebenso, wie sie vor der Gefahr der Entfremdung von unseren Wurzeln warnt. In ihrem berührenden Gedicht an das Meer (“Stern aller Sterne”), das wie die Flut an den Strand gischt, unser Gewissen wachrüttelt, unsere Versteinertheit aushöhlt, beweist sie anschaulich, wie gut sich Poesie und ganzheitliches Weltbild vertragen. Poesie und Sinnlichkeit finden desgleichen ein Emulgat in diesem Band, und wie schön Romantik in einem nachmodernen Sinn sein kann, zeigt das Gedicht: „Lösch das Licht aus“, das da weitertönt: „lass die Mondin sprechen/zart und stark//Lösch das Licht aus//Berühre meine Stirn/Ist sie fiebrig/lass mich nicht gehen//Zu viele Stolpersteine/Stolpersteine/welcher Weg?//Lösch das Licht aus/lass die Mondin sprechen/Wen schenkt die Nacht?//Lösch das Licht aus/lass die Mondin wählen/sternenbedacht.
Dass Spiritualität und Politik nicht zusammenpassen würden, reden uns die ein, die das heilige Ego an die Spitze stellen, meint Fischer – dem ist meinerseits nichts hinzuzufügen. Außer, dass die Form, in der sie uns dies mitteilt, eine höchst kunstvolle, metrisch und sprachlich sehr genaue ist – worin sich das Talent der Dichterin (die nicht von ungefähr den Künstlernamen Lyreley trägt) erweist.
Manfred Stangl
Dagmar Fischer: „Das Lächeln der Sterne“, edition art science, Wien, 2o16, ISBN: 978-3-9o2864-62-8