„Jetzt müßt ihr leben, leben, so sehr ihr könnt“, fordert Max Lipschitz‘ Vater nach der Beerdigung seiner Schwester auf dem Ölberg in Jerusalem. Und dann schenkt Max zum ersten Mal im Leben einem fremden Menschen sein Vertrauen: Sabine, der jungen Frau aus dem Amsterdamer Anne-Frank-Haus, die ihm nach Jerusalem gefolgt ist und deren Vater so wie der von Max ein Überlebender des Holocaust ist.
Eine rauschhafte, glückliche Zeit bricht an, die eines Tages jäh zu Ende geht. Sabine verschwindet spurlos, ohne jede Vorwarnung. Ein Brief verkündet lapidar: „Mit Dir und mir kann es einfach nie etwas werden … Mach Dir keine Hoffnungen, such nicht.“ Natürlich macht sich Max dennoch auf die Suche, doch er findet die Geliebte nicht. Sein mit Sabines Hilfe freigelegtes Urvertrauen schwindet rasant. Die alte Unsicherheit macht sich wieder breit, die ihn über Kindheit und Jugend begleitet hat angesichts der alten, düsteren Geschichten von Krieg und Judenvernichtung, die den Familienalltag prägten und unbeschwertes Miteinander kaum zuließen.
Max organisiert sich sein Leben mehr schlecht als recht, wird Verleger statt Schriftsteller und trifft fünfzehn Jahre später auf der Frankfurter Buchmesse Sabine wieder. Sofort brechen die nie verheilten Wunden wieder auf, aber auch die wunderbare Vertrautheit, die er so vermißt hat. Sabine ist inzwischen eine vielgefragte Fotografin und in Begleitung eines berühmten amerikanischen Filmproduzenten. Sie lebt in Los Angeles. Ein zweites Mal lassen sich die beiden mit Haut und Haaren aufeinander ein, und doch steht ein unausgesprochenes, unfaßbares Geheimnis zwischen ihnen …
Die niederländische Autorin Jessica Durlacher offeriert einen Liebesroman von gewaltiger Kraft und Eindringlichkeit. Ruhig und leidenschaftlich zugleich entfaltet sich eine mitreißende Geschichte voller Überraschungen. Durlacher schafft es, das heikle, unbequeme Thema Holocaust zu thematisieren und dennoch die Liebe in den Mittelpunkt zu stellen und sich bei allem Tiefgang eine feine Leichtigkeit zu bewahren.