Durchaus unterhaltsam liest sich Emma Wagners spritziger Roman um die Großstadttussi Valentina Leumund, ein verwöhntes Kind stinkreicher Eltern.
Mit einem feuerroten Mercedes SL, Gucci-Sonnenbrille, Hermès-Vintagebag, sauteuren Louboutins (laut Google sind das luxuriöse französische Schuhe) und einer Auswahl sexy Sommerkleider fährt sie in das Dorf ihrer Kindheit, um eine überraschend verstorbene Jugendfreundin auf dem letzten Weg zu begleiten und gleichzeitig einen Job zu erledigen.
Gleich zu Beginn des Romans legt sich die junge Dame mit einem Bäuerlein an, der ihr mit seinem schwerfälligen Traktor den Weg versperrt. Als sich dieser jedoch als jung und muskulös darstellt und ihr am nächsten Morgen im Bad nackt mit ansehnlicher Morgenlatte begegnet, beginnt ihr bislang unterfordertes Becken zu kreisen. Dabei ist der Typ in der Region, in der Kühe definitiv die intelligenteste Lebensform sind, natürlich völlig daneben.
Selbst der in diesem Genre weitgehend unerfahrene Leser ahnt nun, wie die Story weitergeht, und darf lediglich spekulieren, ob sie konventionell auf weißem Linnen, im duftenden Heu oder auf einem Acker im Mondlicht endet. Für den männlichen Leser interessant ist die weibliche Betrachtungsweise, wonach offenbar doch die körperliche Ausstattung sowie die ausgefahrene Männlichkeit Schwerpunkte des Interesses der Damenwelt sind. Wobei sich die Weiblichkeit offenbar nie die Frage stellt, ob denn ein Mann Interesse an ihnen hat. Im Gegenteil: Die Typen nehmen eo ispe alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und dürfen sich freuen, an derart tollen Tussen zu knabbern.
Die Autorin versteht es allerdings, ihre Story geschickt zu verpacken und allerlei andere Herren, die ebenfalls gut gebaut und zudem nett sind, auftreten zu lassen. Der Einbau einer kleinen Kriminalhandlung um den Bruder des störrischen Bauern, der in den Unfalltod der Freundin verwickelt ist, macht die Sache durchaus spannend. Und schließlich geht es auch um das Gutshaus ihrer Eltern, das Valentina gewinnbringend vermarkten will. Das wiederum wird von Mister Morgenlatte und seinem Clan bewirtschaftet und nun sei nicht zu viel verraten, was aus dieser Konstellation erwächst …
Rasant geschrieben schafft Emma Wagner es mit ihrem Werk, den Leser durchaus gefangen zu nehmen. Sie umschifft durchaus gekonnt die allerschlimmsten Fettnäpfchen des Genres und tupft die Klischees sanft. In erster Linie leichte Kost von Frauen für Frauen, aber (sic!) auch Männer können der Lektüre durchaus Erkenntnisse abgewinnen.
Nachtrag
Ob der sächsische Genitiv in einem deutschen Buchtitel (»Amor´s Five«) akzeptabel ist, bestreite ich mit Nachdruck. Es handelt sich um ein deutschsprachiges Buch, wir reden nicht über die englische Übersetzung. »Amor« ist auch kein englischer Begriff, man würde »Amors Five« mit »Cupid´s Five« übersetzen. Lektorin Susanne Pavlovic, die ich auf der BuchBerlin auf den Schnitzer persönlich ansprach, reagierte aggressiv und erklärte mir, sie diskutiere nicht »mit jedem« über ihre Arbeit. – Na denn …
Ich werde in Zukunft gar keine Bücher mehr lesen, sondern nur noch deine Rezensionen, ist viel interessanter und vor allem amüsanter 😉 Im Ernst: inhaltlich wird das Buch nichts für mich sein, trotzdem macht dein Text neugierig darauf, herrlich geschrieben 🙂
Vielen Dank, liebe Kollegin, vielleicht sollten wir noch eine Unterabteilung “Rezension von Rezensionen” eröffnen? ????
Die Rezension macht neugierig, aber ich denke, ich lasse doch den Damen den Vortritt. 😉
Meine weiblichen Anteile locken mich in letzter Zeit gelegentlich in diese spezielle Bücherecke, die ich eigentlich nur mit Sonnenbrille und Hut betrete, um unerkannt zu bleiben. ???? Aber was liest man nicht alles im Dienste der Literatur ????
Lieber Rupi,
apropos „Morgenlatte“: Ist „Lattenrost“ eigentlich eine Geschlechtskrankheit? ????
Sehr amüsant geschriebene Rezension! Gratulation!
Schöne Grüße,
johannes
Lattenrost ist eine kreuzgefährliche Krankheit, lieber Johannes, der wohl nur durch längeres Bad in einem Rostschutzmittel vorgebeugt werden kann!
… mit Sonnenbrille und Hut?
Dann wahrscheinlich auch noch mit langem Ledermantel, unter dem ein paar nackte Beine wahrhaft Fürchterbares ahnen lassen – sozusagen und um im Wortraum zu bleiben: „lattent“ (rep.: lattent)
Und dass ‚Lattenrost‘ „kreuzgefährlich“ ist, wussten noch unsere Großeltern: Sie geißelten die Autostimulation als (sic!) ‚kreuzerweichend‘ …
Schönes Wochenende!
Mir scheint, wir haben hier verkehrte Welt in der Literaturzeitschrift 😉
Die Damen empfehlen überwiegend blutrünstige Thriller und Du liest sogenannte Frauenliteratur.
Ansonsten schließe ich mich der geschätzten Tanja an. Die Rezi ist toll, das Buch wohl eher nicht so meins…. 🙂
Emma Wagner habe ich bei einem Autoren-Speed-Dating kennen und schätzen gelernt, und da wollte ich auch mal eines Ihrer Bücher lesen. Im Ergebnis stimmen Autor und Werk überein.