Christine Kayser entführt den Leser in die Zeit ihrer Kindheit, in eine ländlich geprägte Zeit. Morgens schöpfte die Milchfrau frische Milch aus Kannen. Abends las die Großmutter vor. Das Leben des Wildfangs spielte sich weitgehend außerhalb des Hauses in der freien Natur ab. Waschmaschinen, Kühlschränke, Telefon und Fernseher gab es noch nicht.

Wer zu kurz sprang, landete in der Jauchegrube, aus der ohne fremde Hilfe kein Entrinnen möglich war oder brach im Winter durch dünnes Eis. Über all dem aber lag der Duft der Blumen und die Erinnerung an die Mannigfaltigkeit ihrer Farben. Blühende Fliederbüsche, Rosen, Lilien, Herzblumen, Mandelblüten verströmten von Frühling bis zum Herbst intensiven, oft süßlichen Duft. Rot, Blau, Gelb, Weiß und Lila berührten das Herz der Autorin und legten schon in Kindergartenjahren den Grundstock für ein intensives lyrisches Empfinden.

Als ein von Natur aus empfindsames Wesen, entwickelte Christine früh die Fähigkeit, Emotionen zu erleben und zu verarbeiten. Dies führte letztlich dazu, dass sie sich als Erwachsene mit Kunstwerken und Texten auf persönliche Weise verbinden konnte und sich von ihnen angesprochen fühlte.

Bewusst stellt Christine Kayser ihrem Erzählband deshalb wohl einen Gedanken des französischen Fauvisten Henri Matisse voran: »Es gibt überall Blumen für den, der sie sehen will«.

Denn neben all dem Schönen war die Kindheit der Autorin auch hart. Schläge auf den nackten Po, Strafzeiten im finstren Keller, ein cholerischer Stiefvater und eine offensichtlich vielfach überforderte Mutter hinterlassen ihre Spuren. Tiefe Wunden hinterließ der Tod ihres Teddybären, den die Mutter zur Strafe für den Trotz ihrer Kleinen in den Badeofen steckte und verbrannte.

Von all diesen prägenden Ereignissen erzählt die Autorin. Dies macht den Gehalt des autobiografischen Bandes aus: Das Schicksal eines einzelnen Kindes steht stellvertretend für viele Heranwachsende einer scheinbar fernen Zeit, die uns in den Texten von Christine Kayser wieder vor Augen geführt wird.