Die Nachfolge Christi: Zu den wichtigsten Schriften des „Bergpredigt-Christen“ – wie Bonhoeffer gerne auch genannt wird – gehören neben „Widerstand und Ergebung“, den Briefen aus der Haft und dem „Gemeinsamen Leben“ auch die vorliegenden Texte der in „Nachfolge“ abgedruckten Texte.Dietrich Bonhoeffer, der für seine Überzeugungen von den Nazis ermordet wurde, bekam seine Emanation durch die Gottesdienst- und Gemeinschaftserfahrungen in einer schwarzen Gemeinde Harlems, der Abessinian Baptist Church, wo er auch mitarbeitete, wie Peter Zimmerling in seiner Einführung schreibt. Bonhoeffers Hinwendung zu einem persönlichen Christusglauben beruhte auf zwei Pfeilern: der neuen Sicht der Bibel als „Liebesbrief Gottes“ und der Kompromisslosigkeit eines Lebens nach der Bergpredigt in der Nachfolge Christi. In „Nachfolge“ beschreibt er, wie das „glaubende Erleiden“, das „Halten des Gebotes“ gegenüber dem „Ausweichen“ aussehe, so Zimmerling weiter. Nach dem Ende des Sommerkurses 1936 begann Dietrich Bonhoeffer seine Finkenwalder Vorlesungen zum Thema Nachfolge zu einem Buchmanuskript umzuarbeiten. Inzwischen erscheint „Nachfolge“ in der 16. Auflage und wurde in alle Weltsprachen übersetzt.
Vergebung statt Rache
„An Gott glauben kann man vielleicht für sich allein im stillen Kämmerlein. Nachfolge jedoch ist nur möglich in der Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern.“, interpretiert Zimmerling das Wirken Bonhoeffers.Dietrich Bonhoeffer selbst hat seinen Text in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil wird gezeigt, wie sich der irdische Jesus von Nazareth Nachfolge gedacht hat, im zweiten Teil entfaltet er wie Nachfolge heute, also nach Kreuzigung und Auferstehung Jesu, in der Gemeinschaft der Kirche aussieht, so der Herausgeber. Das Buch will zeigen, wie konsequente Nachfolge Jesu nach der Bergpredigt im Dritten Reich gelebt werden kann. Das „Außerordentliche des christlichen Lebens“ beschreibt Dietrich Bonhoeffer etwa im Kapitel „Die Bergpredigt“. Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt haben sich ja weit verbreitet und jeder in unserem Kulturpreis kennt ein paar Sätze, die mit den Worten „Selig sind, …“ beginnen. Also etwa „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“ Dietrich Bonhoeffer interpretiert diesen Satz weiter zu: Sie wollen kein eigenen Recht. Sie wollen alles Recht Gott allein lassen; non cupidi vindictae“: Kein Verlangen nach Rache. Oder „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie sollen Gott schauen.“ Dietrich Bonhoeffer definiert „reines Herz“ mit „das einfältige Herz des Kindes, das nicht weiß um Gut und Böse, das Herz Adams vor dem Fall, das herz in dem nicht das Gewissen, sondern Jesu Wille herrsche.
Weg zum Bruder als Weg zu Gott
„Wer seinem Bruder zürnt, wer ihm ein böses Wort gibt, wer ihn öffentlich schmäht oder verleumdet, hat als Mörder vor Gott keinen Raum mehr. Er hat sich mit dem Bruder auch von Gott getrennt.“, schreibt Bonhoeffer und so bleibe dem, der den wahren Gottesdienst in der Nachfolge Jesu tun will, nur ein Weg, der Weg zur Versöhnung mit dem Bruder. Auch für den „theologischen Laien“ ist diese Ausgabe der Texte von Dietrich Bonhoeffer gut geeignet. Bei griechischen Wörtern wurde die Umschrift ergänzt und griechische und lateinische Begriffe werden zudem in den Anmerkungen übersetzt sowie auch einige theologische Fachbegriffe ebenso in den Anmerkungen erklärt werden. Weitere Titel von Dietrich Bonhoeffer, die im Brunnen Verlag erschienen sind lauten etwa „Schöpfung und Fall“, „Theologische Auslegung von Genesis 1-3“ oder „Die Psalmen“.
Nachfolge. Mit einer Einführung von Dr. Peter Zimmerling
2016, 320 Seiten, gebunden, 14 x 21 cm
ISBN: 978-3-7655-0948-3