Sie machte sich die Männer untertan: Mit ihren Reizen, mit ihren erniedrigenden Worten, mit ihrer gnadenlos strafenden Hand. Doch sie selbst war auch missbraucht, verprügelt, zu einem Stück Fleisch degradiert worden. Und zuletzt stand sie vor Gericht weil einer ihrer Freier ums Leben gekommen war.
Im Jahr 2015 sorgte der Fall Pamela Fuchs in Österreich für Aufsehen und sie landete vor Gericht. Die knapp 30 -jährige Domina hatte den Tod eines Freiers zu verantworten. Dieser Freier verlangte von ihr ein Atemkontrollspiel, er wollte von ihr bis zur Bewusstlosigkeit gedrosselt werden, dann sollte sie ihn allein lassen. Pamela war nicht ganz wohl bei dieser Sache, denn diese spezielle Art der Atemkontrolle hatte sie noch nie durchgeführt. Sicherheitshalber setzte sie einen Vertrag auf, den der Freier auch unterschrieb. Er bestätigte mit diesem Vertrag, dass er alles aus freien Stücken macht, die Strangulation auf seinen Wunsch hin geschieht, er sich der Gefahr durchaus bewusst ist und er bereits viel Erfahrung mit Atemkontrolle hat.
Pamela, die sich als Domina „Lady Emily“ nennt, und der Freier kommen ins Geschäft und nachdem er bewusstlos zusammensackt, bleibt er allein im Hotelzimmer zurück denn das war sein ausdrücklicher Wunsch. Als sie ihn nach ein paar Stunden per SMS fragt ob alles in Ordnung ist, kommt von ihm jedoch keine Antwort und als sie auch nach weiteren Stunden keine Antwort erhält, geht Pamela zur Polizei. Der Freier wird daraufhin tot in dem Hotelzimmer gefunden und Pamela wird wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt, ihr drohen fünf bis zehn Jahre Haft …
Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern beginnt damit, wie Pamela im Jahr 2015 vor Gericht erscheinen muss und gar nicht fassen kann, wie es dazu kommen konnte und das alles so außer Kontrolle geraten ist.
Dann springt das Buch in der Vergangenheit zurück, und der Leser erfährt viel über Pamelas Leben und warum sie überhaupt den Weg der „käuflichen Liebe“ eingeschlagen hat. Vom saufenden Vater verprügelt, vom Stiefopa missbraucht, zieht sie bereits mit 16 Jahren zu Hause aus und zu Ihrem ersten Freund, der sie nach zwei Jahren Beziehung ins Krankenhaus prügelt.
Ihr nächster Freund ist zwar liebevoll, macht sie emotional aber so abhängig, dass sie ihm zuliebe in einem Striplokal anfängt und später auch als Prostituierte arbeitet. Nach ein paar Jahren erkennt sie, dass sie von ihm nur ausgenutzt wird, trennt sich von ihm und arbeitet von nun an als Domina, weil sich in diesem Bereich für weniger Arbeit mehr Geld verdienen lässt. So ziehen die Jahre ins Land und als sie knapp 30 ist geschieht der tragische Unfall.
Es gibt auch sehr viele Kapitel, in denen Pamela darauf eingeht, was die Freier von einer Domina erwarten. Sie berichtet auch über die ausgefallensten Wünsche die sie in ihrer Karriere erlebt hat. Diese Kapitel nehmen gefühlt den größten Teil des Buches ein. Diese Berichte sind interessant, man kann teilweise nur mit dem Kopf schütteln, sich ekeln oder auch lachen, weil manche Wünsche einfach so absurd/bescheuert sind.
Das Buch bedient auf jeden Fall Leute mit einer voyeuristischen Ader, die sich schon immer gefragt haben, was für seltsame Dinge bei einer Domina wohl verlangt werden. In diesem Buch erfahren sie es, so etwas verkauft sich natürlich auch gut…
Schade fand ich, dass auf die Gerichtsverhandlung meiner Meinung nach viel zu wenig eingegangen wird, denn diese hätte mich sehr interessiert. Sie kommt meiner Meinung nach leider viel zu kurz.
Das Buch ist voll von Fotos und Zeichnungen, besonders von Fotos der (halb)nackten Pamela und viele sind fast identisch, die Posen weichen kaum voneinander ab. Klar sieht sie als Sexworkerin gut aus, ich glaube, das ist jedem klar, aber musste man das Buch mit so vielen freizügigen Fotos füllen? Die Notwendigkeit erschließt sich mir nicht, außer dass viel nackte Haut bestimmt auch viele Bücher verkauft …
Doch es gibt auch Kinder- und Jugendfotos von Pamela, bei denen ich mir Bildunterschriften zum besseren Verständnis gewünscht hätte.
Was mir gut gefallen hat: Pamela spricht am Anfang des Buches den Leser direkt an und sie schiebt nicht alles auf ihre schlimme Kindheit. Zwar sagt sie, dass ihre Kindheit und ihr Leben ihren Werdegang begünstigt haben und dass das Umfeld generell sehr prägend ist. Aber letztendlich ist jeder für sein Handeln und seine Taten selbst verantwortlich.
Auch den Titel „Todesdomina“ finde ich eher ungünstig gewählt, denn es war ja ein Unfall bzw, eine Praktik, die schief gelaufen ist, und der Begriff Todesdomina ist für mich persönlich mit Schuld behaftet. An Pamelas Stelle hätte ich diesen Titel auf keinen Fall gewählt aber auch hier ist es wahrscheinlich so, dass reißerische Titel mehr Bücher verkaufen.
Das Buch ist hochinteressant, ich hatte es an einem einzigen Nachmittag durch. Dabei so viel über die mir „fremde Welt“ der SM-Szene zu erfahren ist schon spannend, allerdings wirkt es durch die vielen Nacktfotos, den Titel und die anderen Kritikpunkte, die ich bereits aufgezählt habe, „billig“. Ich persönlich hätte an Pamelas Stelle das Buch in dieser Form so nicht rausgebracht, vor allem weil es sich ja um ihre Biografie handelt.