
Ewald Arenz: Katzentage
Katzentage. “Manchmal ist das so. Dann ist die ganze Welt nur Kulisse für das eine kurze Stück, das unser Leben heißt.” Der Oktober steht vor der Tür und damit die schönste Jahreszeit, mit so vielen Schattierungen, wie die Blätter Farben haben. Von Ewald Arenz stammen die herbstlichen Worte, von Florian Bayer die verführerischen Bilder.
Eine wunderschöne Erzählung, so leicht wie…
Ewald Arenz hat eine wunderschöne Erzählung, so leicht wie ein Radausflug an einem sonnigen Herbsttag geschrieben. Zwei Fremde, Paula und Peter, landen aufgrund eines Bahnstreiks – ungewollt und unverhofft – in dem Mainstädtchen Würzburg. Sie beschließen, das Beste aus der Situation zu machen und nehmen sich ein malerisches B&B in einem Garten. Peter, den Paula ursprünglich für einen langweiligen Juristen hielt, entpuppt sich als witziger Gesellschafter und Reisegefährte. Er arbeitet in der Verwaltung derselben Klinik, wo sie eine Arztstelle hat. Aber außer ein paar gemeinsamen Kantinenbesuchen hatte sich zwischen ihnen nicht so viel getan. Alles rein freundschaftlich natürlich, denn die Arbeit läßt mehr als das kaum mehr zu. Doch dann bietet sich ihnen da dieses Fenster: eine Auszeit, eine Flucht aus ihrem Leben und ihrem Alltag. “Katzentage“, nennt der Autor diese Seinsform, “ein paar gestohlene Oktobertage“, eine Auszeit vom Alltag.
…Ein Radausflug an einem sonnigen Herbsttag
“Im Herbst wird man immer ein wenig atemlos von der Schönheit, die man so besonders nur jetzt mit allen Sinnen aufnimmt“, sagt Peter, der Poet. “Das sind die leuchtenden Tage, die am Ende entscheiden, ob ein Leben gut war oder nicht“, erwidert Paula, die Sinnliche. Bei einem ersten Spaziergang prickelt es zwischen den beiden schon und das mag nicht nur am Wein liegen. Ein Kuss am Friedhof, was für Peter immer ein Spielplatz der Kindheit war und immer noch, Jahrzehnte später, das Gefühl des Nachhausekommens bei ihm auslöst, verbindet die beiden. “Manches muss ja im Herbst gesät werden“, sagt Peter hoffnungsvoll, “dass es im Frühjahr blüht und Frucht im Sommer trägt“. Aber Paula zögert noch, ziert sich, denn sie will vor allem den Moment, den Augenblick genießen und sich nicht zu viele Gedanken über die Zukunft machen. Ein gemeinsames Wochenende haben sie und so mieten sie sich zwei Fahrräder und genießen den Herbst und seine “tausend Schattierungen“. “Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er Glück oder Wehmut, Abschied oder Anfang bedeutet”, meint Peter verheißungsvoll, doch dann taucht plötzlich eine Katze auf, die alles verändern wird. Vor allem das Leben der beiden.
Einfach Katzentage im Oktober…
Eine bestechende Geschichte, bebildert mit verführerischen Illustrationen, die das schöne Leben genauso feiern wie die Liebe. Die Leichtigkeit des Seins zelebriert mit einem rührenden Ende. Eine Katze müsste man sein. Oder zumindest wieder einmal ein paar solcher Katzentage erleben.
Ewald Arenz/Florian Bayer
Katzentage
Illustrierte Erzählung
ISBN: 978-3-7558-0056-9
2025, Hardcover, 128 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, farbigem Vorsatzpapier und Lesebändchen
DuMont Verlag
22,00 €
Ewald Arenz, 1965 in Nürnberg geboren, hat englische und amerikanische Literatur und Geschichte studiert. Er arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium in Nürnberg. Seine Romane und Theaterstücke sind mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Mit ›Alte Sorten‹ (DuMont 2019) stand er auf der Liste »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2019 und ›Der große Sommer‹ (DuMont 2021) erhielt 2021 ebenjene Auszeichnung. Zuletzt erschien ›Zwei Leben‹ (DuMont 2024).
Florian Bayer ist freier Illustrator aus Esslingen bei Stuttgart. Seit 2007 illustriert er u. a. für Der Spiegel, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung und FAZ. Seit 2023 ist er Professor für Illustration an der Merz Akademie, Hochschule für angewandte Kunst, Design und Medien, Stuttgart. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem World Illustration Award, dem European Design Award und dem German Design Award.