Murakami versus Ishiguro
Ich bin schon lange ein begeisterter Leser der Bücher vom Haruki Murakami. „Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt“ oder “Die Ermordung des Commendatore“ habe ich geradezu verschlungen. So lernte ich seinen Stil des fantastischen Realismus schätzen. Auf der anderen Seite ist mir nach der Verleihung des Literaturnobelpreises an Kazuo Ishiguro im Jahr 2017 die hervorragende Verfilmung seines Romans „Alles, was wir geben mussten“ aus dem Jahre 2010 in den Sinn gekommen. Ishiguro bedient sich dabei eines dystopischen Genres, also einer eher düsteren Utopie.
Es war reiner Zufall, dass die beiden Bücher von Murakami und Ishiguro gleichzeitig auf dem Stapel noch zu lesender Bücher lagen. „Südlich der Grenze, westlich der Sonne“ befand sich dort, weil ich unbedingt die „Gefährliche Geliebte“ in der neuen Übersetzung von Ursula Gräfe lesen wollte. Von Ishiguro hatte ich bis dato noch nichts gelesen, so entschied ich mich für „Klara und die Sonne“, das ich mir dann auch zuerst vorgenommen habe und auch eine Kurzrezension schrieb (Rezension).
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sich die beiden Bücher der japanisch stämmigen Autoren ganz gut vergleichen ließen, weil Murakamis fantastischer Realismus nahezu nicht vorhanden ist und Ishiguros Utopie durch den starken menschlichen Aspekt seiner Hauptperson stark in den Hintergrund rückte.
In Murakamis Roman geht es um die Liebe des Schülers Hajime zu seiner Schulkameradin Shimamoto im zarten Alter von zwölf Jahren, von der er letztlich nie mehr loskommt. Das Wiedersehen mit Shimamoto nach mehr als zwanzig Jahren ist genauso mysteriös wie ihr Verschwinden nach einer heißen Liebesnacht. Dazwischen wird die Geschichte eines jungen, erfolgreichen Japaners erzählt. Dabei erhält man einen tiefer gehenden Einblick in das gesellschaftliche Leben des heutigen Japan.
In „Klara und die Sonne“ wird die Künstliche Intelligenz thematisiert, die aber sehr menschlich daherkommt: Klara, die sogenannte künstliche Freundin, die die alleinerziehende Mutter für ihre schwerkranke Tochter Josie als Gefährtin angeschafft hat. Äußerst subtil werden die Grenzen der Künstlichen Intelligenz angesprochen, oder wie weit kann KI spezifische menschliche Züge entwickeln bis hin zu Glauben, Aberglauben oder gar Wahnsinn.
Insgesamt kann ich sagen: Beides sind sehr lesenswerte Bücher. Aber einen aus meiner Sicht wesentlichen Unterschied musste ich doch feststellen: Ich bin der Meinung, bezüglich der sprachlichen Brillanz kann Ishiguro Murakami nicht das Wasser reichen. Unter diesem Aspekt hätte Murakami den Literaturnobelpreis wohl eher verdient.
Ich finde die Bücher von Murakami sehr lesenswert. Immer mit Spannung und sehr gutem Erzählstil. Ich habe das Buch noch nicht fertig gelesen. Dafür brauche ich Zeit für mich alleine. Aber es liegt bereit.
Liebe Grüße Katrin
Liebe Katrin,
viel Spaß bei der Lektüre!