Der Krüppel

Živorad Mitras Ježavski wurde 1955 im ehemaligen Jugoslawien, in Serbien, geboren. Er hat in Italien und Frankreich gelebt und ist viel gereist. Unterwegs hat er auch ein paar Bücher geschrieben. Seit seinem Badeunfall 1990 in der Donau lebt er als Querschnittgelähmter ständig in Wien. Die Trilogie „Der „Krüppel” ist sein erstes Prosawerk. Das erste Buch dieser Trilogie in deutscher Übersetzung erschien 2003 im Viza Edit-Verlag.

Ježavski schrieb in diesem Buch seine Erlebnisse nieder, seine Erlebnisse und Erfahrungen als Querschnittgelähmter: vom Unfall, der in seinem Geburtselement, dem Wasser – seine Mutter hatte ihn beim Baden in einem Bottich zur Welt gebracht – passierte, seine Zeit im Wilheminenspital und in Lainz.

Auch im zweiten Buch erleben wir Ježavski, wie er von einer Einrichtung zur anderen wandert (Club Nyance, wieder Lainz, Rehabilitationszentrum „Weißer Hof“), wie er lebt und leidet und trotzdem voller Hoffnung ist, seinem Schicksal trotzen zu können. Sein Optimismus ist unbesiegbar, der (Galgen)Humor ist sein Verbündeter, der ihm in schwierigsten Situationen hilft, nicht aufzugeben und weiter zu kämpfen.

Und so ist ihm eine eindringliche Prosa über seinen Weg vom Verunglückten zum ins Leben Zurückfindenden gelungen. Ježavski hat ein Buch geschrieben, das einem beim Lesen manchmal bedrückend vorkommen mag, in Wahrheit aber kein deprimierendes Buch ist. Auch das macht die Lektüre zur Herausforderung, daß man sich bei den doch oft bedrückenden Szenarien immer wieder die Lebensbejahung des Autors als Betroffener vor Augen halten muß. Es ist ein schwieriges Buch, wie das Leben als ,,Krüppel” selbst, aber es lohnt sich wirklich, sich mit diesem Buch zu befassen und sich in diese Welt zu vertiefen.

„Es wurde vielleicht aus der Verzweiflung und aus einer aussichtslosen Situation heraus, von einer Endstation her geschrieben, aber es berichtet vom Lebens- und Überlebenskampf eines unbeugsamen Tapferen, der sich Tag für Tag sein Weiterleben erkämpft, gleichsam in einer Utopie Hoffnung (Ernst Bloch). Es ist das berührende und erschütternde Zeugnis eines Menschen, der einen aufrechten Gang hat, obwohl er an den Rollstuhl oder an sein Bett gefesselt ist. Der Krüppel verzichtet auf jede Mitleidsreaktion, lehnt eine solche ab. Sein Schicksal ist seine größte menschliche und zugleich schriftstellerische Herausforderung, der er sich stellt und in der er – auch mit Hilfe des Schreibens und der Literatur – besteht. Eine bewundernswerte Haltung: Eine große schriftstellerische Leistung. Ein wichtiges Buch.“ (P.P.Wiplinger).

Nach jahrelangen Zwischenstationen in Spitälern lebt Živorad Mitras Ježavski nun in einem Behindertenwohnheim in Wien und arbeitet weiter als Schriftsteller. Ježavski ist Mitglied des Österreichischen und des Internationalen P.E.N.-Clubs, des Literaturkreises „Podium” sowie der IG Autorinnen Autoren. Im Jahr 2001 wurde ihm der Theodor-Körner-Preis verliehen.

2012 ist Živorad Mitras Ježavski (Mitrasinović) in Wien verstorben, sein Grab ist am Wiener Zentralfriedhof.

Peter Paul Wiplinger
Wien 2004


Genre: Erinnerungen
Illustrated by Viza Edit-Verlag Wien

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