Manara: Caravaggio’s Schatten

Fast drei Jahre mussten die Milo Manara Fans auf die Fortsetzung der Werkausgabe beim Panini Verlag warten. Band 18 Caravaggio beinhaltet die beiden Geschichten „Mit  Pinsel und Schwert“ und „Gnade“, beide in Farbe und mit einem Glossar im Anhang versehen. Als Einleitung zu den beiden Stories hat Milo Manara zwei Briefe an Caravaggio verfasst, mit dem er nicht wohl nur die Initialen gemeinsam hat.

 

Manara: Huren als Heilige

Michelangelo Merisi, nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt, hatte schon zu Lebzeiten viele Bewunderer und auch Neider. Durch seine hohe Begabung, sein malerisches Talent, fand er aber auch immer wieder Schutz, denn er musste mehrmals in seinem Leben fliehen. „Mit Pinsel und Schwert“ beginnt im Spätsommer 1592, als Caravaggio nach Rom zieht und sich vom Hilfsmaler bald zum Malerstar hocharbeitet. Seine Modelle sucht er sich oft in den verrufenen Gegenden, etwa den Ortacci, einem abgesperrten Gebiet zwischen der Piazza del Popolo und dem Tiber wo auf Erlass Papst Pius V. die Prostitution legal war. So war das Modell für seine Maria eine Hure, keine Heilige und das grenzte damals quasi an Häresie. Aber Caravaggio trieb sich auch gerne in Wirtshäusern herum, wo es des Öfteren zu Raufhändeln kam. „Hüte dich vor der Sonne“, prophezeit ihm in einer solchen Spelunke eine Zigeunerin, „denn die Sonne wird dich töten“.

 

Ein Maler des Volkes

Caravaggio, der bekannter weise am liebsten im Dunkeln malte, sah das Licht auch hinter den Schatten, denn gerade das Schwarz war seine Kunst. Ihm blieb nichts verborgen, das wusste wohl auch Kardinal Francesco Maria Del Monte, dessen Palast Manara auf einer Piazza prächtig abbildet. Zur selben Zeit schmachtete aber Giordano Bruno als Ketzer im Kerker und ganz allgemein sollte man sich hüten, sich mit dem Heiligen Stuhl anzulegen, wie Caravaggio bald an eigener Haut erfahren muss. Der Hinrichtung Beatrice Cenci soll er persönlich beigewohnt haben, auch sie unschuldig als Ketzerin verurteilt. Aber es war nicht Caravaggios Aufgabe die Verbrechen der Katholischen Kirche zu malen, sondern die Verheißungen des Testaments. Milo Manara begleitet Caravaggio auf der Flucht nach Neapel (L’orecchio di Dionisio) und Malta und zeigt, wie der Verfolgte auch Zuflucht fand bei jenen, die er gemalt hatte. Denn er war kein Maler der Reichen und Schönen, sondern ein Maler der Wahrheit. Ein Maler des Volkes.

Im Anhang befinden sich neben einer kompletten Auflistung aller Manara Werke beim Panini Verlag auch weitere Tuschezeichnungen, die im Rahmen des Manara Caravaggio Projektes entstanden waren. Das vorliegende Comic ist gebunden, hat einen Schutzumschlag und genügt den höchsten Ansprüchen an eine Graphic Novel, die ein Leser derselben haben kann. Mit einem Wort: ein Gedicht!

 

Milo Manara Werkausgabe 18

Caravaggio

(Originaltitel: Caravaggio: La tavolozza e la spada)

2020, Hardcover, Album, 156 Seiten

ISBN: 9783741620737

30,00 €

Panini Verlag

 

 

 

 

 


Illustrated by Panini Comics

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