In ihrem Buch »Warum die Sache schief geht« schildert Karen Duve, wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen. Die Autorin geht dabei davon aus, dass die Menschheit in eine unkontrollierbare Katastrophe rast und sich letztlich selbst ausrottet. Vor allem Bankenwesen, Pharmakonzerne, Großindustrie und die ihre Interessen vertretenden Regierungen seien an dem unvermeidlichen globalen Kollaps schuld. Erforderlich sei eine sofortige radikale Änderung unseres Lebensstils und vor allem die Abschaffung des gedankenlosen Konsums, um anständig überleben zu können.
Im Stil einer populistischen Brandrede hantiert Duve dabei mitunter recht freihändig mit Fakten, die sie Fachartikeln und Sachbüchern entnommen hat. Damit warnt sie vor allem vor den unvorhersehbaren Konsequenzen von Entwicklungen der modernen Physik und macht vor allem »das systemische Denken« dafür verantwortlich. Die Autorin begeht dabei allerdings den Fehler, systemisches Denken mit Fachidiotentum zu verwechseln. Das von ihr angezählte systemische Denken versucht gerade, fachübergreifend statt fachspezifisch zu denken und berücksichtigt die Wechselwirkungen und ihren Einfluss auf den Gesamtzusammenhang.
Konkret kritisiert die Autorin die Physiker des CERN, die keinerlei Probleme beim Erzeugen schwarzer Minilöcher hätten, als »Autisten«. Sie fürchtet, dass die Inbetriebnahme der Anlage zu einem gewaltigen Protonencrash führen könnte, der die gesamte Erde in den Schlund eines schwarzen Lochs reißt. Wie bei einem zu schnell abgekühlten Kuchen breche uns die Erdoberfläche unter den Füßen weg und stürze in einer schwarzen Staubwolke in das heiße, matschige Erdinnere dem schwarzen Loch entgegen. – Nun ist das Buch bereits vor einigen Jahren erschienen, das CERN hat seine Arbeit erfolgreich aufgenommen und dabei den Erdkuchen nicht beschädigt. – Hurra, wir leben noch (und können das Buch heute noch lesen).
Es sei damit nicht gesagt, dass unsere Erde, bzw. unsere Spezies vom selbst bescherten Untergang verschont bleiben wird und die Autorin Unsinn erzählt. Im Gegenteil, in vielen Punkten trifft sie den Kern. Nur ist es eben nicht ganz so einfach, angesichts von Klimaerwärmung und maroden Bankensystemen den baldigen Untergang der Menschheit zu prophezeien. Und es fragt sich, ob eine konsequente Durchsetzung der Frauenquote in den Vorständen und Entscheidungsgremien, die Karin Duve propagiert, die Lösung für alles Übel ist und uns davor bewahrt, dass bald »Warlords durch Hamburg, Düsseldorf und Rothenburg ob der Tauber« marodieren.
Schließlich, und auch das erwähnt Duve der guten Ordnung halber, steckt das Leben immer wieder voller Überraschungen. So hatte der viertkleinste Staat der Welt, Tuvalu, bereits vor Jahren seine 10.000 Einwohner auf die Fidschi-Inseln umsiedeln wollen, weil der immer wieder überspülte Inselstaat als erstes Land der Welt von der Erdoberfläche zu verschwinden drohte. Zwischenzeitlich hat sich indes herausgestellt, dass angespülte Sedimente den Anstieg des Meeresspiegels wieder ausgleichen: Tuvalu wird größer, nicht kleiner.
Mit ihrem Buch gelingt es Karen Duve, unterhaltsam zu provozieren. Sie schaffte es mit dem Buch sogar auf die SPIEGEL-Bestsellerliste. Ob die für die Herstellung der Stammtisch-Suada erforderlichen Rohstoffe und Energien allerdings auf einen umweltbewussten und maßvollen Lebensstil der Autorin schließen lassen, mag angesichts des mageren Inhalts bezweifelt werden.
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