David Bowie. “Wir sind Helden, Du und ich,. Das ist unsere Bestimmung. Weil wir uns lieben. So ist das.” Nach “Starman“, dem Comic über David Bowie’s Ziggy Stardust Years legt der renommierte Comic Zeichner Reinhard Kleist ein weiteres Werk zum Pop-Musik-Chamäleon vor, das sich mit seinen Berliner Jahren beschäftigt. Die sog. Berlin-Trilogie umfasste die drei Alben Low-Heroes-Lodger.
Bunter Bilderreigen zu Bowies Berliner Boheme
“Low” ist vielmehr auch ein Gefühl, denn Bowie kam ziemlich ausgebrannt in das immer noch ausgebombte Berlin der 1979er Jahre. Er hatte sich in Los Angeles die Nase etwas zu voll genommen und versuchte ausgerechnet im Inselstaat West-Berlin von seiner Sucht loszukommen. Mit dem sehr treffenden Nietzsche-Zitat “Verbrennen musst du dich wollen/in deiner eignen Flamme/wie wolltest du neu werden,/wenn du nicht erst Asche geworden bist!” findet Reinhard Kleist einen passenden Anschluss an sein Vorgängerwerk zu Bowie, Starman, der auch immer wieder in “Low” auftaucht: zumeist im Spiegel. Den Sound des neuen Albums “Low” definiert einer der Toningenieure im vorliegenden Comic mit den Worten: “fremd, zerrissen und brüchig, ein vom Übergang des Hedonismus des amerikanischen Rock, mit all seiner selbstzerstörerischen Macht hin zu etwas, von dem ich noch nichts weiß“. Der Sound der Stadt war sicherlich auch auf dem Album zu hören, aber auch seine neu entflammte Liebe zu einer gewissen Romy definierte Bowie’s Zeit in Berlin. “Plastic Soul” nannte er selbst seine neu erfundene Musikrichtung bei der ihm vielleicht auch sein US-amerikanischer Busenfreund Iggy Pate stand. Aber auch das Brücke-Museum mit seiner expressionistischen Dauerausstellung soll einen wichtigen Einfluss auf David Bowie gehabt haben, dort soll er die meiste Zeit verbracht haben.
David Bowie in Berlin: Oblique Strategies
Ziggy Stardust, Starman, Halloween Jack, der Thin White Duke zu David Bowie: “In Berlin bin ich endlich wieder unter echten Menschen. Es ist so einfach, isch in Berlin zu verlieren und sich selbst zu finden“, lässt Kleist seinen Bowie sagen und führt ihn in einem bunten Bilderreigen durch die heutige Bundeshauptstadt Deutschlands und kurz auch in die ehemalige Hauptstadt der DDR, Ost-Berlin. Kleist gibt ihm dabei ein Deck Karten in die Hand, die Oblique Strategies, die den Zufall zum Herrscher machen und seine Kreativität zu neuen Ufern emporschwingt. Am Ende des wunderbaren Bilderreigens trifft Bowie auch auf Christiane F und die beiden umarmen sich als King und Queen wie in dem Song Heroes mit Krone. Aber Reinhard Kleist spart auch das traurige Ende David Bowies als “Black Star” nicht aus und zeigt in einer wunderbaren Rückschau die verschiedenen Charaktere die Bowie darstellte als großangelegte Bilderrevue. Der gestrandete Starman etwa, der in einem Wald seine Wunden leckt, wird zum Sinnbild Pop-Chamäleons, der unser Leben mit so vielen wunderschönen Songs bereicherte. Ebenfalls bei Carlsen erhältlich: Low – Luxusausgabe (59,00 €) und Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years (25,00 €).
Reinhard Kleist
David Bowie Band 2 : Low
2024, Hardcover, 176 Seiten, Größe: 201 mm x 266 mm, ab 10 Jahren
ISBN: 978-3-551-79363-8
Carlsen Verlag
25€