Das siebte Kreuz

51W1oiNw2DL._SX302_BO1,204,203,200_Deutschland 1937: Im Konzentrationslager Westhofen bei Worms lässt der Kommandant aus Platanen sieben Kreuze errichten, um daran sieben geflohene Häftlinge nach erfolgter Gefangennahme als abschreckendes Beispiel zur Schau zu stellen. Einer der Flüchtlinge ist Georg Heisler, ein kommunistischer Aktivist, der sich nun auf die Suche macht nach alten Freunden und Verbindungen, die es ihm ermöglichen, das Land zu verlassen. Dabei muss er auf der Hut sein, denn in den zwei Jahren seiner Inhaftierung haben sich nicht nur die politischen Verhältnisse im Land geändert, sondern mit ihnen auch die Menschen; er weiß nicht, auf wen noch Verlass ist. Seine Verfolger, eine unheilige Allianz aus Polizei, Gestapo und SS, sind ihm stets dicht auf den Fersen und sie schrecken vor nichts zurück. Nach und nach werden alle Sträflinge gefasst, nur Georg, unterstützt von seinen Genossen und anderen aufrichtigen Menschen gelingt am Ende die Flucht nach Holland; das siebte Kreuz bleibt leer.

Dieser Roman gehört zu meinen Lieblingsbüchern, ich habe ihn unzählige Male gelesen. Anna Seghers erzählt darin Georg Heislers Geschichte in ruhigem und unaufgeregtem Stil, aber mit Worten von enormer Klarheit und Wichtigkeit. Sie vermeidet Plattheiten, auch die Nazis werden nicht als unmenschliche Monster dargestellt, sondern als die feigen Dummköpfe, die sie waren. Die Autorin weiß wovon sie schreibt, war doch auch ihr eigenes Leben geprägt von Flucht vor den Faschisten und Exil in fremden Ländern. Der Roman zeichnet ein beklemmendes Bild Deutschlands während der Hitler-Diktatur in einem Klima von Misstrauen und Bespitzelung, wo die Grenze zwischen Gut und Böse mitunter innerhalb einer Familie verläuft und nicht einmal Eheleute sicher sind, ob sie einander vertrauen können. Ebenso ein Thema ist die Entfremdung der Kinder von ihren Eltern durch die perfide Gehirnwäsche in den verschiedenen Nazi-Organisationen.

Dennoch ist es ein optimistisches Buch, es zeigt nämlich Menschen, die sich auch durch schlimmste Misshandlungen nicht zerbrechen lassen und andere, die, obwohl sie durch die Begegnung mit dem Staatsfeind in einen tiefen emotionalen Zwiespalt gestürzt werden, ohne nachzudenken das Richtige tun, weil sie ihre Anständigkeit nicht verloren haben. Nicht zuletzt Georg selbst – in seiner Jugend noch ein unbekümmerter Frauenheld – reift durch die Erfahrungen im KZ und auf der Flucht, er lernt, was wirklich wichtig ist; die schrecklichen Ereignisse bringen in ihm das Beste zum Vorschein. Es handelt sich somit auch um einen Roman über Freundschaft und Treue, über „die Entschleierung der Menschen, das Durchblitzen ihres wahren Gesichts“. „Das siebte Kreuz“ wurde unter der Regie von Fred Zinnemann erfolgreich verfilmt (Hauptrolle: Spencer Tracy), wer Gelegenheit hat, sollte sich dieses Werk nicht entgehen lassen. Schließen möchte ich mit dem Motto des Romans von Anna Seghers:

Dieses Buch ist den toten und lebenden Antifaschisten Deutschlands gewidmet


Genre: Politische Romane
Illustrated by Aufbau Berlin

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