My Genderless Boyfriend 2

My Genderless Boyfriend 2Vermarktung des gar nicht mehr so individuellen Genders

Meguru soll bei einer bekannten Reality-Show mitmachen. Er bittet seine Freundin Wako um Rat. Diese ist begeistert, aber Meguru lehnt letztlich das Angebot ab. Dafür erinnert sich Wako an die Zeit, als Meguru immer mehr Fans im Internet gewonnen hat. Als aber Fans sehen, wie gut eine süße Influencerin und Meguru zusammenpassen würden, ist Wako gegen ihren Willen verletzt.  Der sympathische Genderless Boy bemerkt ihre Traurigkeit und nutzt die Gelegenheit, um Wako endlich zu fragen, ob sie seine Freundin sein will. Zurück in der Gegenwart: Megurus Manager plant ein neues Projekt. Er hat einen weiteren Genderless Boy, Sasame, ausfindig gemacht. Mit Sasame soll Meguru eine Duo bilden, das den Namen “Unicorn Boys” trägt. Da Sasame aber nur äußerlich niedlich aussieht, in Wahrheit aber auf ausgeprägt Maskulines steht, muss sich der Manager Tricks einfallen lassen, um Sasame zu diesem Projekt zu überreden.

Oberlächlichkeit versus das, was wirklich im Leben zählt

Da ich diesen Band erst jetzt erhalten habe – die Post hatte mein Päckchen verloren – ist die Reihenfolge etwas durcheinandergeraten. Band 3 habe ich also schon rezensiert.

Neben der Karriere Megurus stehen auch diesmal wieder andere Themen im Mittelpunkt, u.a. ein Mangaka, der seine Leidenschaft für seinen Beruf im Dschungel der Erwartungen von Redaktion und Fans verloren hat. Sensibel wird er auch durch die Wahl der Perspektive in den Panels durch seine Sinnkrise begleitet, bis er wieder für ein neues Thema Feuer gefangen hat. Dieses Kapitel zeigt, wie auslaugend und entfremdend es sein kann, wenn der Beruf nur noch zum Broterwerb verkommt und man sich an die Erwartungen der Gesellschaft anpassen zu müssen glaubt. Depressionen und Sinnkrisen sind die Folge – die aber eben auch die Leistungsfähigkeit ausbremsen. Intrinsische Motivation erhalten und ggf. wecken heißt also das Zauberwort für die Wirtschaft, ebenso wie eine gute Work-Live-Balance.

Die hat Meguru anscheinend für sich gefunden, denn seine Urlaubs- und Alltagserlebnisse mit Wako geben ihm immer wieder neuen Schwung. Aber auch er fragt sich, ob all das, was er gerade beruflich macht, ihn mit genügend Sinn erfüllt: Oberflächlichkeiten sind eben nicht alles im Leben. Er selbst beweist in seiner Beziehung mit Wako, dass er sehr einfühlsam ist und ernsthaft an seiner Beziehung zu ihr arbeitet. Auch Freundschaften pflegen ist ihm wichtig. Die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind also immateriell und innerlich, nicht äußerlich. Außerdem wird in diesem Band angedeutet, was sich im dritten Band weiter herauskristallisiert: Der Äußerlichkeit wird im Showbiz alles untergeordnet. Es kommt nicht auf Individualität an, sondern auf das, was sich gerade gut vermarktet. Dafür wird Individulität und das, was einem wirklich wichtig ist, rücksichtslos dem Image geopfert. Die Reihe zeigt, wenn auch zum Thema passend auf eher leichtfüßige Art, dass die Welt der social media extrem oberflächlich ist und man zu dieser Oberflächlichkeit und dem schönen Schein einen bodenständigen Gegenpart im Alltag braucht. Meguru selbst sind, wie gesagt, die nicht-materiellen Dinge wie Liebe und Freundschaft besonders wichtig und er legt auch Wert auf Praktisches, Bodenständiges.

Fazit

Die Reihe kommt zwar vordergründig leichtfüßig daher, aber wenn man zwischen den Zeilen lesen kann, sieht man auch die versteckte Kritik an der Oberflächlichkeit von social media und dem engen Korsett des Showbiz, das nur auf Vermarktung aus ist und individuelles Verhalten und Äußeres in gerade angesagte Schemata presst. Meguru stellt durch die Art und Weise, wie er lebt, einen Gegenpol zum schönen (konstruierten) Schein dar: Er setzt auf Werte wie echte Liebe und Freundschaft.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

My genderless boyfriend 3

Spiel mit dem (sozialen usw.) GeschlechtMy Genderless Boyfriend 3 als Taschenbuch

Meguru und Sasame, die beiden genderless boys von “Unicorn Boys” müssen sich einer neuen Herausforderung stellen: Sie sollen eine CD aufnehmen. Während ihr Mangager mithilfe von dessen Vorbild Bro Sasame von der Singerei überzeugen kann, muss sich Megurus Freundin Wako eingestehen, dass ihr geliebter Lebensgefährte alles kann – nur nicht singen. Allerdings scheint Meguru ein Händchen für japanische Schlager zu haben. Um die CD dennoch gut über die Bühne zu bringen, soll ein Vocal Coach die beiden unterstützen. Aber da braut sich schon das nächste Problem zusammen, denn der Coach ist eine Sie und eifersüchtig auf Sasame, weil ihre extrem männliche Kumpeline plötzlich so oft mit dem beliebten Influencer abhängt.

Als wäre das noch nicht genug, ist sowohl für Meguru als auch für Wako Homeoffice angesagt. Aber wie können sich beide auf die Arbeit konzentrieren, wenn sie wissen, dass der geliebte Mensch gleich nebenan ist? Auch ganz banale Alltagsprobleme können die Protagonist*innen in Atem halten, wenn nicht nur der Kühlschrank seinen Geist aufgibt, sondern auch die Wohnung aufgrund Wakos Sammelwut aus allen Nähten platzt.

Weiblich? Männlich? Oder etwas ganz anderes?

Der dritte Band der Serie spielt wieder auf amüsante Art und Weise mit Rollenklischees und regt dabei gleichzeitig zum Nachdenken an. Das fängt schon mit dem Mädelsabend der Männer an, wenn sich Meguru, Sasame und Kira treffen und sich wie Mädchen über Körperpflege und Gefühle austauschen, während Sasame lieber so sein würde wie männliches Vorbild Bro. Aber selbst Sasame muss sich eingestehen, dass so ein Abend einiges für sich hat. Damit wird indirekt deutlich, dass die verschmähte Gefühlsseite des Mannes zum Vorschein kommen darf und heilsam ist.

Es geht weiter mit einem Umstyling Wakos als Mann, in deren Arme schließlich ihr von diesem Erscheinungsbild völlig begeisterter Freund Meguru liegt – Geschlechtertausch. Ob Mann oder Frau wird bei Vocal Coach Misaki erst nicht deutlich, so androgyn ist deren Erscheinung. Ihre Freundin Sakurako hingegen ist trotz extemer Bemuskelung eindeutlig weiblich und wird von Kira schon als Freundin Sasames protegiert, weil der zartgliedrige Sasame auf Männlichkeit steht. Sasame aber darf diesen Traum aufgrund seines Images als genderless boy nicht leben. Er muss anstatt Poster vom Bro Einhörner und andere süße Dinge in seinem Zimmer deponieren, um seine Fans nicht zu enttäuschen. Da runzelt man als kritische*r Leser*in die Stirn: Ist das nicht die Peitsche in die andere Richtung? Warum muss sich Sasame verstellen – nur um einem in die andere Richtung verbohrtem Publikum zu gefallen? Eigentlich sollte er so leben und sein dürfen, wie er ist, ohne irgendeinem Klischee entsprechen zu müssen.

Die Oberflächlichkeit der Szene wird indirekt mehrfach angesprochen und dass sie auf eine andere Art Druck ausübt. Süß soll es sein, seicht und leicht. Das ist aber mit dem Alltag nicht immer zu vereinbaren. Dass das öffentliche Leben von Influencer*innen auch nach hinten losgehen kann, wird im Livestream der beiden genderless boy deutlich, als Sasame wegen Alkoholgenusses völlig aus dem Ruder läuft. Auch Wako unterliegt Klischees gegenüber ihrem Freund, wenn sie ihm unterstellt, beim Kauf eines neuen Kühlschranks nur auf dessen Äußeres zu achten. Auf der anderen Seite räumt sie ihrem Mangaka eine Geschichte über genderless boy ein, der keine Storyline haben muss, sondern einfach nur luftig sein darf. Die leichte Seite des Lebens hat eben auch ihre Berechtigung – solange das Ganze nicht ins andere Extrem abrutscht und man nur noch nach Äußerlichkeiten geht.

Fazit

Mangareihe über die Frage, was Geschlecht eigentlich ist und ob man das überhaupt definieren sollte. Rollenklischees werden amüsant ausgehebelt, aber andererseits wird indirekt deutlich gemacht, dass nur der äußere Schein eben auch nicht alles im Leben ist.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

My Genderless Boyfriend 1

Weiblich? Divers? Männlich?

Meguru ist ein typischer Influencer – sollte man meinen. Tatsächlich interessiert er sich für Dinge, die man klischeemäßig eher dem weiblichen Geschlecht zurordnet: Schminken, süß aussehende Sachen und schicke, farbenfrohe Kleidung. Und das alles teilt er täglich mit seinen vielen Followern. Die finden ihn toll und nehmen ihn sich zum Vorbild. Und sie wissen, dass er (ebenfalls entgegen aller Klischees) nicht schwul ist. Allerdings wissen sie nicht, dass Meguru schon seit langem mit seiner großen Liebe, der Manga-Redakteurin Wako, zusammen ist. Sie befürchtet, dass das seinem Immage schaden könnte. Da Wako ihn schon seit Schulzeiten managt, hält sie sich bei seinen Instagramm-Auftritten im Hintergrund. Wako selbst hält in der Öffentlichkeit ebenfalls geheim, dass sie einen Freund hat. Als eine neue Kollegin zufällig sie und Meguru zusammen sieht, zieht diese die falschen Schlüsse: Megurus weibliches Aussehen und Wakos Körpergröße verleiten sie zu der Annahme, dass Wako lesbisch ist.

 

“Ein stylischer Fellgood-Manga, der sich über alle Geschlechterklischees hinwegsetzt!” (Verlag)

Der erste Band macht sich einen Spaß daraus, die Rollenerwartungen an Frau und Mann komplett über den Haufen zu werfen und (fast diabolisch) durcheinanderzuwirbeln. Und das ist auch gut so! Es fängt an mit einen kleinen Mann, der sich für gutes Aussehen und Schminken interessiert und dabei nicht schwul ist, geht weiter mit seiner Freundin, die das genaue Gegenteil von ihm ist (groß, Aussehen egal) über Megurus Freund Kira, der ein gefragtes androgynes Model ist und sich darüber beklagt, dass wegen seiner Art niemand mit ihm befreundet sein will, bis hin zu einem Umfeld, das generell neugierig auf Neues ist und somit mehr oder weniger vorurteilsfrei. Aber auch mit diesem Umfeld wird gespielt, wenn Meguru ganz selbstverständlich als Frau und damit als Freundin von Wako gehalten wird und Wako somit als lebsisch gilt, auch wenn beide (ganz konventionell) stramm hetero sind.

Das ist genug Spielwiese, um für viel Situationskomik zu sorgen und so auf humorvolle Art und Weise den Blick zu weiten für Diversität, die auch auf ihre eigene Art manchmal ganz konventionell ist. Die Natur legt es generell nicht auf Gleichmacherei an, sondern eher auf Diversität – Möglichkeiten, die ausgeschöpft werden können oder auch nicht. Wie sonst lässt sich die Artenvielfalt auf der Erde und Homosexualität im Tierreich erklären?

Süß an dieser Manga-Reihe sind nicht nur die Figuren, das Styling und die Extras, sondern auch die Gefühle der Hauptfiguren, wenn z.B. Mako völlig fertig sagt, sie müsse kurz nach Luft schnappen, weil an Megurus androgynem Freund einfach alles phantastisch aussieht.

Aber es werden auch ernste Themen angesprochen. Kira leidet darunter, außer Meguru keine Freunde zu haben, weil auch die Leute in der Modewelt ihn sofort für arrogant halten, obwohl er das gar nicht sein und niemanden verletzen will.

Fazit

Insgesamt gesehen ist es es tatsächlich vordergründig ein Romance-Feelgood-Manga wegen seines Humors und der stylischen Elemente. Im Hintergrund aber schwingen Themen wie eine stabile Liebesbeziehung, Freundschaften mit Menschen, die anders sind, hartes Arbeitsleben und das Leben in einer immer mehr technisierten und gläsernen Welt mit.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa