Ein grausiger Mord. In einem verfallenen Schlachthof wird ein nackter Toter angekettet aufgefunden. An seinen Klöten baumeln Christbaumkugeln.
Der Verblichene war Verleger. Seinen Mitarbeitern schuldete er Geld, seine Autoren pumpte er an und sein bester Kunde war der Gerichtsvollzieher. Aus reichem Haus stammend, verschwendete er sein Erbe zum Erwerb eines Adelstitels. Als »Graf von Externstein« versuchte er sich selbst in Nachdichtungen sadomaso-erotischer Texte, die keiner lesen wollte. Unternehmerisch war er erfolglos und galt als schwarzes Schaf der Familie.
Ira Wittekind, eine engagierte Lokaljournalistin, beschäftigt sich mit dem mysteriösen Mordfall. Ihre Recherchen führen sie in die Arbeitswelt des ermordeten Verlegers. Sie hört von einer geheimnisvollen Stalkerin und begegnet der Familie des Toten. Zu ihrem Glück war ihre Nachbarin früher als Domina tätig war und verfügt über umfassende Kenntnisse der Praktiken der Sado-Maso-Szene. So erfährt sie auch, was Tunnelspiele sind: Spielchen aus der BDSM-Szene, die von dem dominierten Part nicht selbst beendet werden können.
Bescherte vielleicht ein derartiges Tunnelspiel dem Herrn Verleger sein unschönes Ende? Schlug eine Domina zu hart zu? Lockten frustrierte Autoren den guten Mann in eine tödliche Falle? Wollten Verwandte eine offene Rechnung begleichen?
Carla Berling versteht es, den Spannungsbogen ihres Ostwestfalen-Krimis geschickt aufzubauen. Gekonnt lässt sie die Mentalität alteingesessener Ostfalen, die teilweise noch einem Ehrenkodex verhaftet sind, der Preußens Gloria hochhält, in die Romanhandlung einfließen.
Im Ergebnis liefert Carla Berling einen gut gebauten Krimi, der auch Lesern, die sich nicht in der Region auskennen, spannendes Lesevergnügen beschert.