Kaum ein Land dürfte es auf der Welt geben, meint Axel Hacke in der Vorrede zu seinen alphabetisch aufgereihten Sprachgeschichten, in dem der Wiederverwertungsgedanke ausgeprägter ist als in unserem lieben Deutschland. Ergo legte er in seinem Büro ein Eckchen für sprachlichen Abfall an, den er jetzt in Buchform wiederverwertet.
Schlecht übersetzte Speisekarten, rätselhafte Schild-Texte, kryptische Gebrauchsanweisungen, falsch getrennte Wörter, vollkommen unverständliche Tourismus-Prospekte und anderes mehr sammelte der Autor. Unter dem Titel »Der Sprach-Wertstoffhof« richtete er im Magazin der »Süddeutschen Zeitung« eigens eine Kolumne ein, um nachzuweisen, dass sich aus fast allem etwas machen lässt. Es geht ihm dabei um nichts anders »als um den Spaß am Valschen, die Poesie des Irrthums, die Freude an der Fehlleistunck« – um einen Reichtum also, der erst durch menschliche Schwäche entsteht.
Hacke beginnt seine Betrachtungen mit »Äh« und »Ähm« und der Frage, ob es sich bei diesen Lauten um Geräusch- bzw. Sprech-Abfall oder um normale Wörter handelt. Unter diesem Aspekt analysiert er den König des »Äh«, Edmund Stoiber. Er kommt zum Ergebnis, dass Stoiber ein ganz Großer ist: »Ein Rhythmiker. Ein Sprachmusiker. Ein Virtuose des Äh«.
Er wandert weiter über das »Autorenerwachen«, den »Betäubungslärm« zum »Biermörder«, bestellt ein »Drahthuhn«, erfreut sich am musikalischen Spiel einer «Fötengruppe«, erfreut sich einer »hyänischen Kauflaune«, kommt vom »Mischdünger« auf den »Mpfplan«, behandelt den »No-Nonsense«, besucht das »Öktöbärfäst« enträtselt das Geheimnis des »Poppencorken« und springt schließlich durch ein »Zeitfenster«.
Wer Freude an lebendiger Sprache hat und gern lacht über Wortschöpfungen, die uns der Alltag schenkt, dem sei dieser Band von Axel Hacke dringend empfohlen.