Spuk-Orte in der Pfalz. Von Irrlichtern, Geisterhunden und Weißen Frauen

Cover des Buches Spukorte in der Pfalz (ISBN: 9783946587415)Burgen als Spuk-Orte

Rund einhundert Burgen kann man in der Pfalz besichtigen: keltische Fürstensitze, germanische Fluchtburgen, festungsartige Stadtruinen, Motten (älteste und einfache Burgen), salische und staufische Reichsfestungen, schlossähnliche Anlagen. Allerdings sind diese oft Ruinen, denn sie überlebten Bauernkrieg, lokale Fehden oder den Pfälzischen Erbfolgekrieg nicht. Nur wenige Burgen sind im 19. und 20. Jahrhundert wiederaufgebaut worden. Solche Burgen enthalten reichlich Geschichte(n). Das bedeutet allerdings auch viel Leid – und damit viele Geister. Aber nicht nur Burgen sind Orte, wo es spuken kann, sondern u.a. auch Felsen und Hinkelsteine. Dort begegnete oder begegnet man auch heute noch Weißen Frauen, Geisterprozessionen, Geisterhunden, einem unter der Burg schlafenden König, Raubrittern und Grenzsteinversetzern oder man hört seltsame Geräusche wie Klirren, Schnaufen, Atmen, Heulen.

Auch Spuk kann vielfältig sein

Dämonische Kröten sollen z.B. in der unheimlichen Falkensteiner Schlucht, auch „Hölle“ genannt, leben. Reizbare Kobolde und Geister umschwärmen die Ruine Hohenfels – einmal haben sie einen kaiserlichen Hauptmann in einen Rehbock verwandelt, der dann von einem Förster erschossen wurde. Zur immerwährenden Schlacht stellt sich ein Heer der Burg Leimigen auf: Sie sind dazu verdammt, weil sie ihren Herren verraten haben. Die Nonne Imagina brachte den Leichnam des Königs Adolf von Nassau 1298 nach einer Schlacht ins Kloster Rosenthal. In der Gruft, neben dem Leichnam, soll sie gleich darauf vor Kummer gestorben sein. Waldgeister soll es am Ungeheuersee im Leininger Sporn geben, außerdem lebte dort eine Waldfrau in ihrem Zauberschloss. Am Hochufer zwischen Waldsee und Neuhofen soll eine Weiße Frau umgehen. Auf dem Friedhof in Dannstadt tanzen Irrwische und im damaligen Dorfteich wohnte ein Wassermann.

Einer der Schlossherren von Hallberg war ein Despot und fristet sein untotes Leben als Poltergeist. Im Maudacher Bruch will 2004 ein Angler am Jägerweiher ein unbekanntes Flugobjekt gesehen haben. Im Krick, einem Sumpf zwischen Oppau und Edigheim, spukt ein schwarzer, riesiger Hund mit feurig-glühenden Augen, eine Sau mit Holzklumpen und eine dreibeinige Ziege. Nachdem die Schweden ein prächtiges Kloster im dreißigjährigen Krieg niedergebrannt hatten, spukt am Nachtweidebrunnen bei Mutterstadt ein Mönch herum. In Oggersheim treiben ein Kettenkalb, ein Hüttenhammel und ein schwarzer Hund ihr Unwesen. Im Weilacher Hof spukt ein Schmied, der früher zu einer Räuberbande gehörte. Gegenüber dem Felsen, auf dem die Burg Breitenstein errichtet wurde, wurde 1938 ein Altar für Vosegus ausgegraben: Man kennt ihn auch unter den Namen Pan oder Silvestris. Der Altar steht heute im Museum von Speyer. In der Kleinen Pfaffengasse in Speyer wurden die Bewohner 1756 durch Gespenster und andere ungewöhnliche Erscheinungen, sowie Poltern beunruhigt. Und der Teufelstisch erinnert an die Sage, dass der Teufel einst den dekadenten Schlossleuten der Dahner Burgen etwas auf der Fiedel vorspielte und sie nach einem Ärgernis enthauptete. Anschließend riss er zwei mächtige Sandsteinplatten aus dem Boden und stapelte sie zu einem Tisch auf – dem Teufelstisch.

78 pfälzische Spuk-Orte zählt das vorliegende Buch auf und erzählt knapp und gut verständlich die dazu passenden unheimlichen Geschichten. Die auf schwarzem Grund weiß gehaltenen Texte werden nicht nur durch diese Farbgebung des Hintergrunds, sondern auch durch die großen, atmosphärischen und mystisch wirkenden Schwarz-Weiß-Fotos der entsprechenden Orte sehr gut in Szene gesetzt. Autor und Journalist Ulrich Magin zeichnet sich für die Texte verantwortlich und hat ein Faible für die kuriosen Aspekte der Kulturgeschichte. Fotograf Peter Kauert fotografiert bevorzugt in Schwarz-Weiß. Beide zusammen harmonieren wunderbar und bescheren sowohl ein wohlig-schauriges Lese- als auch Seherlebnis – und wecken die Lust, diese Orte an Halloween/Allerheiligen erkunden zu wollen. Aber selbst wenn man sich das nicht traut, eignet sich das Buch an besagten Feiertagen hervorragend dazu, es in die eigene Halloweenfeier einzubauen und etwas daraus vorzutragen. Und ganz sicher hat nicht nur die Pfalz schaurige Orte zu bieten, sodass man angeregt wird, in der eigenen Heimat solche Spuk-Orte erkunden zu wollen.

Sehr gelungen!

 


Genre: Pfalz, Sachbuch, Spuk
Illustrated by Agiro

5 Gedanken zu „Spuk-Orte in der Pfalz. Von Irrlichtern, Geisterhunden und Weißen Frauen

  1. Gibt es in der Pfalz denn überhaupt noch Orte, zu denen man sich im Mondschein trauen kann, ohne von Geistern behelligt zu werden? 😉

    • Nö, ich glaube nicht. Aber um meine Gegend herum scheint es besonders viel zu spuken. Kommt mir sehr entgegen, schließlich mag ich auch Friedhöfe.;)

      • Friedhöfe sind unglaublich kraftvolle aber ruhige Orte die darauf warten das man Fragen stellt. Ich mag sie ebenfalls. Allein schon weil hier viele seltene Vögel brüten
        Die Pfalz insgesamt ist aber ein spiritueller hotspot, der auf Grund seiner History aufgeladen ist mit Energien denen man sich als Jenseitsforscher kaum entziehen kann…

        • Ich mag Friedhöfe v.a. deshalb, weil sie die einzigen noch verbliebenen Orte sind, die umfassend friedvoll sind. Dort kann man wirklich zu einer Ruhe kommen, die sonst nirgendwo zu finden ist – und zwar als lebende Person! Diejengen Friedhöfe, die eine gute Atmosphäre ausstrahlen, werden liebevoll gepflegt, und das spürt man auch. Ich bin dort besonders gern in der Zeit der blauen Stunde und wenn es danach dunkel wird: eine ganz tolle Stimmung, v.a. wenn die ewigen Lichter brennen.

    • Klar doch, auch solche Orte haben wir gefunden. Aber welcher Schelm treibt sich schon zu Midnightsun herum um nicht das Grauen zu finden???

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