Was für ein Traum: sich vollkommen zu entschleunigen, nichts mehr tun zu müssen und mit größtmöglicher Gelassenheit und Ruhe durchs Leben zu hangeln. Das Buch »Einfach mal nichts tun« von Tim Collins regt dazu an. Jedoch: Die Lektüre kann starke Nebenwirkungen zeigen.
Auf dem Cover baumelt ein Faultier gemütlich mit dem Rücken nach unten an den Worten der Headline »Nichts tun«. Der mit Gürteltieren und Ameisenbären verwandte zahnarme Säuger lockt damit schon an, tatsächlich einfach mal nichts zu tun. Dabei fällt uns das Nichtstun so unendlich schwer …
Viele von uns wollen entschleunigen, entspannen und das Leben genießen. Jeder sehnt sich nach einem Leben ohne Stress und wünscht sich Nervenschonung mit einem entspannten Dauerlächeln im Gesicht. Wenn das Faultier es so gut schafft, dann kann es vielleicht darüber Auskunft geben, wie sich das Ziel erreichen lässt?
Tatsächlich klingt die Faultiergeschwindigkeit in einer Zeit ohne Tempolimit geradezu erstrebenswert. Denn derweil alle um die Wette hasten, hängt das Faultier zufrieden an seinem Ast, knabbert ein wenig und schaut dem Treiben zu. Die Essenz seines Lebens besteht im Beruhigen des Geistes und in der Konzentration auf die Gegenwart. In Zeitlupe bewegen sich die Säuger voran, schauen dem Zug der Wolken zu und kauen genussvoll.
Die Langsamkeit der Faultiere sichert ihnen seit Jahrmillionen das Überleben, denn ihre Feinde nehmen sie nicht wahr. Lediglich die Harpyie hat sich auf sie spezialisiert, und die ist vom Aussterben bedroht. Es sieht also gut aus für die wissenschaftlich Folivora genannten Tiere.
Im Vergleich zu einem Wesen, das als Multitasker rund um die Uhr durch die Gegend flitzt, von Meeting zu Meeting hetzt, auf dutzenden Plattformen kommentiert, ständig seine Mails checkt und nicht zu Ende bringt, ist das Faultier produktiver. Es geht als Singletasker von einer Aufgabe erst dann zur nächsten, bis alles erledigt ist. Es ist fertig, wenn es fertig ist.
Tim Collins arbeitet wie sein Markentier ein Thema nach dem anderen ab. Sein Leser erfährt, wie ein Faultier erholsam urlaubt, schläft, sich stylt und datet. Der Autor möchte mit seinen Texten beitragen, den Alltag in achtsame und beruhigende Übungen zu verwandeln. Alles soll mit voller Aufmerksamkeit geschehen: vom Gemüse schnippeln bis hin zum Schreiben von Buchbesprechungen (hoffentlich merkt man das dieser Rezension ein wenig an).
Das Buch passt voll in den erzwungenen Stillstand der Corona-Zeit. Es kann zu einem entspannten und genussvollen Leben beitragen.
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Vielleicht oder sogar sicher gehöre ich zu der Familie der Faultiere.
Es hat jetzt Wochen gegeben in denen ich nichts machte, auch nicht mich mit schweren Gedanken beschäftigte. Einfach nichts- Kann sein, dass man das “Dösen” nennt.- Ist möglich und gefällt mir auch nicht… Eigentlich und zurzeit eben nichts!
Dich bewundere ich, Rupi! Nun, das Faultier hängt auch so herum und mit dem vergleiche ich mich. Komisch, mir ist eben alles egal. Hoffentlich werde ich wieder normal…Der Wunsch ist ja schon mal etwas. Meine momentane Gemütsverfassung jedoch ist unheimlich. Na gut und egal- vielleicht liegt´s am Wetter und wäre normal.
Ich bewundere Dich für die Fähigkeit, abschalten und abhängen zu können, liebe Elke.
Da bin ich eher der Typ des Getriebenen, der sich danach sehnt, abschalten zu können, aber mit allen Fasern seines Körpers bereits weiter hastet.