MESCHUGGENE GESCHICHTEN – die hundert besten jüdischen Witze
Wie erfindet, wie erzählt man, wie nimmt man auf jüdische Witze fünfzig Jahre nach Auschwitz, nach dem Holocaust, nach dem rassistischen, industriellen Massenmord an den Juden, nach der planmäßigen Vernichtung jüdischen Glaubens, jüdischen Lebens, jüdischer Kultur in Europa? Wie amüsiert man sich daran, wie lacht man – wieder – darüber? Das sind Fragen, die in diesem Buch weder aufgeworfen, noch beantwortet werden. Dies muß jeder selber für sich tun, mit oder ohne Lektüre dieses Buches. Jedenfalls gibt es diese Witze – wieder, als Lebenszeichen, und das ist gut so. Der Autor Georg Pressburger, selber ein österreichischer Jude, der sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, Überlebender der NS-Vernichtungsmaschinerie, hat diese hundert jüdischen Witze gesammelt und nacherzählt. Und er tut dies ohne jedes Pathos, ohne Larmoyanz, ohne berechnende Seitenblicke auf die Tragik der eigenen Geschichte sowie der des jüdischen Volkes. Nichts ist also peinlich hier, es darf gelacht werden. Lachen ist ein Akt der Befreiung. Und der Witz ist ein Mittel dazu., ein gutes noch obendrein. – Nur das allein wäre zu wenig, an Motivation und Effekt. Da steckt mehr dahinter, hinter diesem Buch. Der Witz ist mehr als nur Anlaß zum Lachen, mehr als nur Auslöser dazu; hier ganz besonders. Die Witze hier sind Relikte einer untergegangen, weil vernichteten, ausgelöschten Welt und ihrer Geistes- und Alltagskultur; sie sind aber auch Zeichen, daß etwas am Leben geblieben ist, ja vielleicht wieder zu neuem Leben erwacht. Der Kohn, der Grün, der Blau – sie wandern durch die Welt des Geschäfts, der Politik, des eigenen Lebens. Und sie hinterlassen Spuren. Sie sind verwickelt in meschuggene Geschichten, die man von ihnen erzählt. Sie versuchen sich in ihrer und in einer neuen, fremden Welt zurechtzufinden. Und irgendwo gibt es immer wieder einen Rebbe, der milde und gütig, weise und geheimnisvoll lächelt. Und in diesem Lächeln ist das Judentum, ist es lebendig und am Leben geblieben. Waren das Lächeln und der Witz, waren meschuggene Geschichten stärker als Gewalt und Tod.