Der Schriftsteller Tim Madden ist allein. Vor 24 Tagen hat ihn seine Frau Patty Lareine verlassen und nun ertränkt er seine Depressionen in Bourbon, was ihm in dem kleinen neuenglischen Kaff Provincetown nicht schwer fällt. Die Arbeit an dem geplanten Buch „In unserer Wildnis — Studien unter geistig Gesunden“ geht nicht so recht voran und so trifft es sich gut, dass er an diesem Abend in der Bar, in der er Stammgast ist, ein Pärchen kennen lernt, die Blondine Jessica und ihren Begleiter Lonnie.
Danach setzt Maddens Erinnerung aus, denn der Alkohol fließt in Strömen. Als er am nächsten Morgen erwacht, hat er eine neue Tätowierung am Arm, seine Kleidung und sein Wagen sind voller Blut und in seiner Erinnerung tauchen bruchstückhaft Bilder auf, Flashbacks, denen er aber nicht trauen kann, da er nicht sicher ist ob sie real oder seiner Phatasie entsprungen sind. Nach einem (unfreiwilligen) Gespräch mit dem Polizeichef will er sein Marihuana-Versteck überprüfen und findet dort einen abgetrennten Frauenkopf…
Norman Mailer ist einer der großen amerikanischen Schriftsteller, er schert sich einen Dreck um das, was man heute „political correctness“ nennt; seine Sprache ist ungeheuer kraftvoll, bisweilen derb und damit erschafft er prächtige Bilder und Figuren. All diese Fähigkeiten beweist er auch in „Harte Männer tanzen nicht“, eine Geschichte einer außergewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung und zugleich eine schonungslose Darstellung des verlogenen amerikanischen Kleinstadtmilieus, unter dessen Oberfläche Drogen, Hass, Sex und Gewalt lauern. Abgesehen davon liefert der Autor auch noch einen veritablen Thriller um brutale Morde und verschwundene Leichen. „Harte Männer tanzen nicht“ wurde auch durchaus gelungen verfilmt, die Regie führte Mailer selbst.
Zum Abschluss möchte ich euch nicht vorenthalten, woher der Titel des Romans stammt, es ist eine Episode, die Maddens Vater seinem Sohn erzählt: Der Mafia-Boss Frank Costello saß einmal mit seiner Freundin Gloria und einigen seiner Jungs in einem Nachtclub. Die Band spielt und Frank fordert seine Begleiter nacheinander auf, mit Gloria zu tanzen. Zuerst zieren sie sich, es ist schließlich die Freundin vom Chef, aber dann verlieren sie die Scheu und finden auch Gefallen daran. Einer von ihnen ist besonders mutig und fragt den Boss auf Glorias Bitte hin, ob er nicht auch eine flotte Sohle aufs Parkett legen wolle. Costello sieht ihn nur an, schüttelt langsam den Kopf und antwortet: „Harte Männer tanzen nicht.“
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