Das Leben von Randolph Tiefenthaler scheint mit dem Kauf der schönen Berliner Altbauwohnung seine Erfüllung zu finden. Der Architekt und seine Familie ahnen nichts Böses, als der schrullige Herr Tiberius ihnen Kuchen vor die Tür stellt. Doch bald wird der Nachbar aus dem Souterrain unheimlich. Er beobachtet Tiefenthalers Frau, schreibt erst verliebte, dann verleumderische Briefe, erstattet sogar Anzeige. Die Ehe stürzt in eine Krise, das bloße Dasein des Nachbarn vergiftet den Alltag. Die unerträgliche Situation bringt Randolph auf einen entsetzlichen Gedanken…
Randolph ist Mitte 40, Architekt und zieht mit seiner Frau Rebecca und den beiden Kindern Paul und Fee in eine Berliner Altbauwohnung. Herr Tiberius aus dem Souterrain ist zuerst ziemlich nett, legt Ihnen selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen vor die Tür und ist freundlich. Dann verändert sich sein Verhalten allerdings, er fängt an Rebecca gegenüber anzügliche Bemerkungen zu machen, woraufhin Sie ihn in seine Schranken weist!
Ab diesem Zeitpunkt fängt er an ihr Gedichte von Sex und Tod vor die Tür zu legen! Es dauert dann auch nicht lange, da fängt Herr Tiberius an zu behaupten, dass Randolph und Rebecca Ihre Kinder sexuell missbrauchen würden und erstattet Anzeige gegen Sie. Ständig ruft er die Polizei und Randolph und Rebecca erstatten Anzeige wegen Verleumdung. Randolph ist nun selbst ständig bei der Polizei, bei Anwälten und sogar beim Jugendamt aber Niemand kann ihm helfen Herrn Tiberius aus der Wohnung zu bekommen da dieser ja nie gewalttätig ist und keine aktive Gefahr darstellt…! Seine Briefe werden immer schlimmer und er schildert sehr bildlich was Randolph und Rebecca in seinen Augen angeblich mit Ihren Kindern anstellen…!
Die Geschichte wird aus Randolphs Ich-Erzählperspektive erzählt und beginnt damit dass Randolph im Gefängnis ist um dort seinen 78 jährigen Vater zu besuchen der wegen Mordes an Herrn Tiberius zu 8 Jahren Haft verurteilt wurde! Randolph sitzt nach diesem Besuch ziemlich verzweifelt zu Hause und beginnt die komplette Geschichte aufzuschreiben! Er beginnt in seiner frühesten Kindheit, was auch nicht unwichtig ist, da Randolph und sein Vater schon immer ein schwieriges Verhältnis hatten! Eigentlich schreibt Randolph sein komplettes Leben auf und zwischendurch denkt man schon des Öfteren mal „also so ausführlich brauch ich das alles jetzt eigentlich nicht“ sondern möchte eigentlich viel mehr über den Nachbarn erfahren! Uninteressant sind Randolphs Erinnerungen aber wirklich nicht und dadurch dass man seine komplette Lebensgeschichte erfährt, bekommt man einen sehr engen Bezug zu ihm als Protagonisten!
Eigentlich kommt Herr Tiberius in dem Buch gar nicht so oft vor und ich hatte mir die Geschichte völlig anders vorgestellt! Wer ausgeprägte Streitereien und einen ordentlich aus dem Ruder laufenden Kleinkrieg zwischen Nachbarn erwartet, der wird von diesem Buch enttäuscht sein denn das alles gibt es nicht und das Buch ist komplett gewaltfrei!
Es geht hauptsächlich darum mit dem Psychoterror und seiner eigenen Angst klarzukommen denn die Angst ist in dieser Geschichte das beherrschende Thema (wie der Titel ja auch vermuten lässt)! 😉 Randolph hat Angst! Er hatte schon in seiner Kindheit Angst, in seiner Jungend und auch jetzt hat er Angst! Angst davor wie weit Herr Tiberius gehen wird, denn wer so detailliert Kindesmissbrauch beschreibt, der hat doch bestimmt selbst eine pädophile Ader, oder?! Er hat Angst davor dass die Polizei Herrn Tiberius glauben könnte, Angst davor bald als Kinderschänder abgestempelt zu werden, Angst davor seine Kinder in der Öffentlichkeit zu berühren und auch Angst davor dass seine Kinder eine unbedachte Äußerung machen könnten die man falsch auslegen könnte…! Randolphs und Rebeccas Leben wird von Angst bestimmt und auch das angespannte Verhältnis zwischen den beiden spielt eine große Rolle und wird stark thematisiert.
Ein wirklich sehr gutes Buch über Psychoterror, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Selbstjustiz, Angst und darüber was Angst aus Menschen machen kann…! Ich hatte mir das Buch völlig anders vorgestellt, bin aber total begeistert und kann es sehr weiterempfehlen!
Dirk Kurbjuweit wurde 1962 geboren und war Redakteur der „Zeit“ und arbeitet nun seit 1999 für den „Spiegel“. Bisher hat er sechs Romane geschrieben, von denen drei verfilmt wurden („Die Einsamkeit der Krokodile“ „Zweier ohne“) Für seine Reportagen erhielt er 1998 und 2002 den „Egon-Erwin-Kisch-Preis“ und weitere Auszeichnungen.
Ich finde es ganz schwer, mir vorzustellen, wie eine solche Geschichte aussehen könnte. Allerdings ist mir der Autor tatsächlich aus Spiegel und Zeit ein Begriff, von daher würde ich da dann doch mal reinschauen 🙂
Ist ein wirklich ungewöhnliches Buch aber ich musste direkt an dich denken denn ich denke dass es dir gefallen wird…!
Es wird zwar sehr viel vom Thema abgewichen (irgendwie aber auch doch nicht) aber das ist in “der geheimen Geschichte” ja auch so und dieses Buch liebst du ja…
nach Lektüre: Stimme Dir uneingeschränkt zu, fand es auch erstaunlich gut. Und erschreckend nachvollziehbar !