Es ist für leidenschaftliche Leserinnen und Leser eine gewisse Herabwürdigung ihrer Lektüre, wenn ein Buch als »Buch zum Film« gehandelt wird. Wenn allerdings die Verfilmung eines literarischen Stoffes sowohl ästhetisch gelungen ist, und sie zudem dem Buch zu Aufmerksamkeit und zu weiteren Lesern verhilft, dann sollte man alles Beleidigtsein vergessen und sich freuen, dass der Text womöglich neue Freunde gefunden hat.
Mit diesem Literaturtipp verhält es sich leider noch nicht einmal so. Und dabei waren alle Voraussetzungen erfüllt: eine wahrhaft kongeniale Verfilmung mit zwei herausragenden Schauspielern in den Hauptrollen, Phillip Noiret und der leider nach den Dreharbeiten verstorbene Italiener Troisi. Der Name des Filmes lautet »Il Postino — der Postmann«. Das Buch, dem dieser Film zugrunde liegt trägt den Titel »Mit brennender Geduld« und wurde von dem chilenischen Schriftsteller Antonio Skármeta verfasst. In diesem Buch schildert Skármeta die Geschichte des Postboten Mario Jiménez und des chilenischen Dichters Pablo Neruda. Jiménez bringt Neruda täglich seine Post und mit einem Gedicht, das er dem Dichter abringt, bezirzt er seine Liebste. Es ist eine Geschichte über die Poesie und die Kraft der Dichtung. Es ist zugleich eine Geschichte aus der jüngeren Historie Chiles und seiner Menschen. Eine Erzählung über die Emanzipation der »kleinen Leute«, über Putsch und Exil. Aber es ist vor allem eine zutiefst emotionale Erzählung, die auf knapp 140 Seiten mit einer eindringlichen und poetischen Sprache fesselt und sehnsüchtig macht — auf mehr Poesie.
Das Buch hat es in Folge des wunderschönen und unbedingt sehenswerten Filmes leider nicht zu großer Auflage geschafft. Aber es ist erhältlich — und das ist heute doch schon etwas wert. Zumindest für die, die sich auf dessen Lektüre freuen dürfen.